Bildung auf Laotisch – ein Homestay am Nam Ou – Teil 2

von Edith

Bildung auf laotisch – da verstummen auch die Grimm-Kritiker

Erstmal das Jugendamt informieren, würde sich vermutlich der eine oder andere Lehrer in unseren Breitengraden denken, würden ihre Schüler von toten Ratten bei Tisch erzählen. Nicht so in Laos. Narmpangs Großvater Janti selbst ist schliesslich einer der zwei Lehrer in der dorfeigenen Grundschule. Ein Glücksfall für uns, denn so dürfen wir ganz ungezwungen den Unterricht am nächsten Morgen besuchen.

Hier bekommen wir nicht nur Einblick in das Schulgeschehen. Uns fällt ein laotisches Kinderbuch in die Hände. Auch ohne Textverständnis erschliesst sich uns durch die Zeichnungen ein interessantes Bild. Vielleicht aber ist diese Interpretation aber auch Stephan´s morgendlichen LaoLao geschuldet. Der Bösewicht nämlich wird abschliessend mit einem Bienenvolk zusammen in einer Bambushütte eingeschlossen und somit offenkundig exekutiert. Das nächste Bild zeigt, wie er bereits am Waldboden liegend von Ratten und anderen Nagetieren des Waldes aufgefressen wird. Eine großartige Lektüre! Laotisches Geschichten erzählen eben. Und da sagt nochmal einer, die Märchen der Brüder Grimm seien grausam.

Französische Freizeitbeschäftigung

Die Schüler sind neugierig auf uns, schreiben aber eifrig weiter, als wir den schlicht gestalteten Klassenraum betreten. 51 Schüler lernen insgesamt in der Schule, jeweils zwei Jahrgangsstufen in einem Klassenraum. Blickt die 1. Klasse in die eine Richtung, sind die Bänke der 2. Klasse so aufgestellt, dass sie auf die gegenüberliegende Tafel schauen können. Die Disziplin der Schüler, die hier ohne große Gebaren der Lehrkräfte zu herrschen scheint, spiegelt sich in der akkuraten Schrift der 2. Klässler wieder. So hat sonst nur meine Großmutter geschrieben.

Der Pausengong wird manuell mit der Boulekugel betrieben, bevor diese zum Spiel dient. Völlig eigeninitiativ zeigen sich die SchülerInnen bei ihrer Pausenbeschäftigung. Die älteren Mädchen spielen Volleyball, die Jüngeren Kinder tummeln sich am Bouleplatz, während Janti verzückt mit seiner Enkelin herum kaspert.

Glückseligkeit

Janti strahlt in seiner Rolle als Lehrer die gleiche Ruhe und Gelassenheit aus, wie ich ihn schon am Tag zuvor kennengelernt habe. Blicke ich in seine strahlenden Augen, sehe ich pure Freude und Glückseligkeit. Die Liebe, die er seinem Enkelkind entgegen bringt kann ich fasst körperlich spüren. Er ist zurückhaltend, vielleicht schüchtern, und doch so präsent. Seine positive Aura hinterlässt seine Spuren bei mir. Die Herzlichkeit und das aufrichtige hocherfreute Interesse uns gegenüber lässt auch mein Herz höher hüpfen.

Janping, Jantis Frau, zeigt uns, auf eine ganz andere Art und Weise, aber ebenso ehrlich, wie sehr sie unsere Anwesenheit schätzt. Wir fühlen uns wohl bei den Beiden und blicken auf einen amüsanten und wunderbaren Aufenthalt in ihrem Hause zurück.

Wir packen das Kajak aus

Wer beim Kofferpacken aufgepasst hat, darf spätestens jetzt fragen, warum wir denn eigentlich ein Kajak mitgenommen haben. Nachdem wir unser Homestay am Nam Ou verlassen, besuchen wir ein weiteres Dorf auf dem Weg zurück nach Muang Ngoi. Trödelnd, wie wir den Morgen verbracht haben, knallt die Mittagssonne auf unsere Köpfe, als wir endlich das Kajak besteigen. Aber die fantastische Szenerie, die sich uns flussabwärts des Nam Ous bietet, ist die Anstrengung wert.

Langsam treiben wir durch rasende Strudel und Strömungen den Nebenfluss des Mekong herab. Ein Panorama, dass wir auch schon geniessen durften, als wir mit dem Boot aus Muang Khua angereist sind. Aber wir können uns nicht satt sehen.

Ein letztes Mal

Zumal es vermutlich das letzte Mal sein wird, diese Kulisse in atemberaubender Schönheit erleben zu dürfen. Chinesische Baufirmen, von der laotischen Regierung beauftragt, haben ihre Zelte bereits an den Ufern des Nam Ous aufgeschlagen. Laotische Arbeiter sind geworben und verdienen sich den Lebensunterhalt für ihre Familien. Ein grosses Staudamm- Projekt nimmt seinen Weg. Bereits jetzt sind weite Teile der Ufer gerodet, eine Wand des Stausees ist schon zu erkennen.

Die Dörfer, die wir in den letzten zwei Tagen besucht haben, werden größtenteils dem Damm zum Opfer fallen. Die Eigentümer werden entschädigt und können sich einen neuen Platz zum Leben frei wählen. Auch Kaos Familie muss umsiedeln. Wohin? Dass, sagt er unbefangen, weiß er jetzt noch nicht.

Ihr habt den ersten Teil unseres Berichts verpasst? Dann bitte hier entlang.

Ansonsten geht es hier weiter.

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