Von Ulaanbaatar in die Wüste Gobi

von Edith

Ulaanbaatar

Die kälteste Hauptstadt der Welt ist dieser Tage gar nicht kalt. Die Temperaturen in UB, wie die Einheimischen ihre Stadt nennen, steigen weit über 30 Grad Celsius. Trotz der mehr als 1,3 Millionen Einwohnern und der ziemlich unschönen Außen- und Randbezirke, wirkt der innere Stadtkern Ulaanbaatars überraschend ansprechend auf uns. Viele prächtige alte Gebäude prägen das Bild der Stadt ebenso wie moderne Hochhäuser. Die weiten Plätze und Strassenzüge, der verhältnismäßig entspannte Großstadtverkehr und das zu beiden der Seiten herausragende Bergpanorama lässt UB irgendwie freundlich auf uns wirken. Wir orientieren uns, schmieden Pläne, treffen Entscheidungen und organisieren uns. Nebenbei bereichern uns die Begegnungen mit verschiedenen Reisenden, die uns interessante und amüsante Abende bescheren.

Touristentouren

Jedesmal das Gleiche. Eigentlich wollen wir gar keine Touren mehr buchen, da man natürlich immer die Spots anfährt, wo sich alle Tourgruppen knubbeln. Die Wüste Gobi ist aber ein Ort, den man, ohne fundierte Grundkenntnisse einer Wüstendurchquerung nicht alleine bereisen sollte. Freier und unabhängiger ist dann im besten Fall die Alternative, sich einen eigenen Fahrer und Guide zu suchen, der auf die individuellen Wünsche eingeht. Leider sehr teuer, was uns wieder zum Ursprung zurück bringt. Wir buchen eine Tour. Dazu gewinnen wir Milla aus Tschechien. Mit ihr und unserem Guide Sanaa brechen wir im Bus Richtung Dalandsadgad im Süden der Mongolei auf. Hier empfängt uns Jura, der für die nächsten drei Tage unser Fahrer sein wird.

Die Wüste Gobi

Die Wüste Gobi ist mit einer Fläche von etwa 1,6 Millionen km² die sechsgrößte Wüste unseres Planeten. Mit einer Ost- West- Ausdehnung von über 2000 km und einer Nord- Süd- Länge von 800 km bedeckt sie Teile der Mongolei und Chinas.

Genau genommen ist die Gobi eine Halbwüste oder Wüstensteppe. Nur 3% der Gesamtfläche sind Sand- und Dünengebiete. Kahle Felsen, Steppe und Seen, teils Salzseen, machen den weitaus größeren Teil des Areals aus.

Unendliche Weiten

Wenn ich an die Mongolei denke, machen sich Bilder von weiten Grassteppenlandschaften in meinem Kopf breit. Schon die Busfahrt nach Dalandsadgad bestätigt diese Vorstellung. Stunde um Stunde schauen wir aus dem Fenster und sehen über hunderte von Kilometern nur Steppe, hier und da eine Jurte, ein Gebäude und eine Ziegenherde. Zugegeben, nach mehr als 9 Stunden, wird diese Landschaft irgendwann ziemlich monoton. Und dennoch zeigt es, was dieses Land an Fläche, Einsamkeit und Unberührtheit zu bieten hat.

Yolyn Am- das Lammergeier Tal

Yolyn Am oder das Lammergeier Tal („yol“, mongolisch für Lammergeier) ist 10 Monate im Jahr großflächig mit Eis bedeckt. Wir befinden uns im größten Nationalpark der Mongolei, dem Gobi Gurwan Saichan. Als wir in den frühen Morgenstunden in die Schlucht hinein wandern, ist es kalt, aber zu dieser Jahreszeit zeugt nur die Wassertemperatur im Fluss von der eisigen Kälte, die hier sonst herrscht.

Hohe, schroffe Felsen spriessen zu beiden Seiten der Schlucht in die Höhe. Ein völliges Kontrastprogramm zur Steppe, von deren Ausmaßen wir aber bereits kurz darauf wieder einige Stunden beeindruckt werden.

Eine Autopanne in der Wüste

Der Weg führt uns etliche Kilometer zu einem Camp in der Nähe der Sanddünen von Khongoryn Els („Els“ benennt im Mongolischen die „Düne“). Etwa 10 km vor unserem Ziel plötzlich ein Geräusch. Jura fährt vom Weg ab und hält. Stephan mutmaßt bereits einen geplatzten Reifen. So laut war der Lärm doch gar nicht, denke ich. Er mag Recht behalten. Wobei wir nicht mehr von einem geplatzten, linken Hinterreifen sprechen können. Das Wagenrad ist nahezu zerfetzt. Und was macht der mongolische Fahrer als erstes? Natürlich. Er zündet sich eine Zigarette an und raucht erstmal genüsslich

An dieser Stelle sei mir ein kleiner Exkurs zu Juras Rauchgewohnheiten gestartet. Er besitzt eine metallerne Zigarettenspitze, die er auch nutzt. Mehrfach beobachte ich, wie er sich nur einen Stummel seines Nikitonstengels hineinsteckt und zu inhalieren beginnt. Irgendwann frage ich Sanaa danach, der mir erklärt, dass Jura seine Zigaretten in vier Etappen zu rauchen scheint, weshalb er regelmäßig kleine Glimmstängel und -stummel raucht. Alles klar. Genuss eben.

Aber zurück zum Reifen. Wir haben natürlich einen Ersatzreifen, der dann auch irgendwann gewechselt wird, wir können weiterfahren. Aber, wir haben eben nur einen Ersatzreifen. Klar, wenn irgendetwas anderes am Auto kaputt geht, was nicht zu reparieren ist, dann wartet man auch bis jemand mit einem Fahrzeug vorbei kommt und hilft. Wir befinden uns aber immer noch mitten der Wüste, rundherum die große Weite. Die Gegend ist stark besiedelt, die Route relativ stark befahren. Jeder Nomade hat ein Auto oder Motorrad, auch Touristenjeeps passieren die Wege. Aber spätestens, als wir am nächsten Tag ein Gebiet durchqueren, in dem uns lange Zeit kein anderes Fahrzeug oder eine Jurte begegnet, bekomme ich doch ein mulmiges Gefühl. Jura ist zudem nicht gerade der langsamste und vorsichtigste Fahrer in Anbetracht der groben Geröllpisten und eines bereits geschrotteten Reifens. Ich male mir das Horrorszenario aus. Irgendwo in der Wüste, etliche Kilometer von der nächsten Jurtensiedlung entfernt, heisse Sonne, kein Wasser mehr…

Die Sanddünen von Khongoryn Els

Die Dünen steigen im Kontrast zu ihrer Umgebung gigantisch empor. Sie sind so hoch und steil, dass ich irgendwo, kurz vor dem Kamm aufgebe, mich in den Sand hocke und den Sonnenaufgang von hier geniesse. Das Schauspiel ist leider getrübt vom wolkenverhangen Himmel. Es hat in der Nacht geregnet, so dass die Landschaft nicht im allerbesten Licht in Erscheinung tritt.

Und dennoch geniesse ich die unglaublichen Bilder dieses Fleckchens Erde. Hohe Sanddünen grenzen direkt an weite Grassteppen und schroffe Berglandschaften. Außer dem Geräusch des Windes ist es still. Stephan und Milla berichten von spektakulärer Dünenlandschaft auch auf der anderen Seite des Kamms.

Bajandsag

Die Flaming Cliffs, wie die Felsformation wegen ihrer orange-roten Farbe auch genannt wird, ragen inmitten der flachen Steppe empor. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden hier im Rahmen einer amerikanischen Expedition die ersten Dinosaurier- Nester gefunden. Die Felsen erscheinen gewaltig in der, rundherum flachen Landschaft der Wüste Gobi. Bisher haben wir unsere Zeiten gut gewählt und konnten den Touristenströmen entgehen. Heute erreichen wir zum ersten Mal gemeinsam mit vielen anderen Torgruppen den Spot, was uns wieder einmal bestätigt, dass organisierte Touren eigentlich nicht unser Ding sind. Es bestätigt unsere Pläne. Nächste Woche geht es auf eigene Faust in den Norden der Mongolei.

Ein guter Reiseführer gehört ins Gepäck

Ein guter Reiseführer im Gepäck ist für uns unerlässlich. Dabei liegen uns gar nicht so sehr die Unterkunfts- oder Restaurantempfehlungen am Herzen. Vielmehr nutzen wir unseren Reiseführer, um mehr über Land und Leute zu erfahren und uns eine erste und manchmal auch zweite Orientierung zu verschaffen.

Unsere Wahl für die Mongolei ist der Lonely Planet Reiseführer, der viele Fotos, Hintergrundinformationen und hilfreiche Tipps für die Mongolei bietet.

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2 Kommentare

Klaus Balling 17. Mai 2019 - 6:18 pm

Hallo Ihr Beiden
ich werde im Oktober eine Woche Gelegenheit haben von Ulan Bataar Ausflüge zu unternehmen.
Als Idee habe ich einen Trip in die Dünen der Wüste Gobi.
Genügt eine Woche?
Könnt Ihr einen Reisveranstaler empfehlen, oder geht es auch individuell?
Was kostet das?

Antworten
Stephan 18. Mai 2019 - 2:14 pm

Hallo Klaus,
es kommt sicher darauf an, was Du in der Wüste unternehmen möchtest und wie weit Du hineinfahren willst. Wir haben drei Nächte dort verbracht und das reichte uns. Den Trip haben wir kurzfristig über eine Agentur in UB gebucht und hatten uns aus den Beschreibungen ein bisschen mehr Authenzität erhofft, die aber leider ausblieb. Übernachtet haben wir in großen Touri Ger-Camps und bei einer Familie, die mehre Gers hatte und, die wir eigentlich nicht gesehen haben. Will sagen: Wir würden es so nicht mehr machen. Grundsätzlich kannst Du auch auf eigene Faust runter und in die Wüste fahren. Mit dem eigenen Fahrzeug (4W) bedarf es aber wirklich guter Vorbereitung. Und alleine würde ich das auch nicht machen. Alternativ fährt ein öffentlicher Bus von UB morgens früh los und ist am Abend in Dalandsadgad, einem der Städtchen ganz in der Nähe der Gobi. Dort kannst Du auf jeden Fall auch was buchen. Im besten Fall nicht über eine Agentur, sondern vielleicht durch Rumfragen auch über privat. Also Auto und Fahrer. Das wäre sicher nicht die schlechteste Option, soweit der Fahrer ein bisschen Englisch spricht. Wenn, Du eine Woche Zeit hast, dann würden wir den 2. Weg empfehlen, auch, wenn der natürlich mit mehr Aufwand verbunden ist, wird er im Zweifel einen anderen Einblick geben. Wenn es Dir darum geht, die verschiedenen „Sehenswürdigkeiten“ und Aktivitäten in der Gobi zu erleben (Düne, Kamelreiten) und das Übernachten ist Dir egal, dann ist der einfachere Weg über eine Agentur direkt in UB.

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