Zimmer mit Aussicht in Muang Ngoi Kao

von Edith
Muang Ngoi Kao

Auf der Wasserstrasse nach Muang Ngoi Kao

Ein langes, schmales Holzboot. Ein schlichtes Dach. Rechts und links der Längsseiten niedrige, enge Bänke, auf deren Sitzfläche nur ein Kinderpopo bequem Platz findet. Die Knie der größeren Mitreisenden ragen fast bis zum Kinn. Koffer und Reiserucksäcke stapeln sich zu beiden Seiten der Passagiere. Im Bug steuert der Kapitän das Schiff unter dem Dröhnen des Motors durch die Stromschnellen des Nam Ou auf dem Weg nach Muang Ngoi Kao. Seine Gattin wacht im Heck des Bootes über die Fahrgäste.

Im Boot nach Muang Ngoi Kao, Laos

Fast ausschliesslich Touristen, französische Touristen. Seit Vietnam ein vielbeobachtetes Phänomen. Die böse Zunge spricht von einer Invasion dieser westeuropäischen Spezies, die sich ungezwungen, selbstsicher in ihrer Muttersprache in den einstigen Kolonialzonen bewegt.

Wir schippern durch eine grün bewaldete Bergwelt in Richtung Muang Ngoi. Hier und da weisen kleine Bambusüberdachungen auf die Dörfer hin, die hinter den dichten Bäumen oberhalb des Ufers liegen. Vereinzelt hält der Kapitän, um einheimische Passagiere aufzunehmen, die an der sandigen Uferböschung warten. Die kleinen Strände vor den Ortschaften laden zum Pausieren ein. Kinder plantschen und spielen hier, während die Frauen die Wäscheberge der Familien säubern.

Baustellen am Nam Ou

Wir sind schon mehr als zwei Stunden auf dem Nam Ou, als uns die ersten Containersiedlungen in den Blick fallen. Baumaschinen, gerodete Waldflächen, schliesslich die Baustelle einer steilen Wand aus Stein und eine hässliche, riesige Betonbrücke, die den Fluss überspannt. Von der einst unberührten Natur ist wenig übrig. Chinesische Firmen, laotische Arbeiter, ein Wahnsinnsplan der Regierung. Ein weiteres Staudamm-Projekt auf dem Flussweg von Nordlaos bis zur Mündung des Nam Ou in den Mekong steht an. Die bereits fertiggestellten Unterbrechungen des natürlichen Flusslaufes zeigen, wie es hier in einigen Jahren aussehen könnte. Der Schiffsverkehr wird vermutlich gänzlich eingestellt, die Landschaft wird ihren natürlichen Charakter verlieren.

Zimmer mit Aussicht in Muang Ngoi Kao

Zurück im grünen Mantel des Dschungels, dauert es nicht mehr lange bis zu unserer Linken die Uferfront von Muang Ngoi Kao erscheint. Gesäumt von einer überschaubaren Anzahl kleiner Hütten, Bungalows, Gasthäusern und Restaurantterrassen.

Der Bootssteg, ein schwimmendes Exemplar aus Kanistern zusammen gebaut, führt zu der steilen Treppe, über die wir hoch ins Dorf gelangen. Die Einheimischen warten bereits mit den besten Angeboten einer Unterkunft auf. Das Preis-Leistungs-Verhältnis toppt so ziemlich alles, was wir bis dahin gesehen haben. Wir zahlen keine fünf Euro in zwei unterschiedlichen Unterkünften, die wir bewohnen. Beides schlichte Holzbungalows mit absolutem Wohlfühlcharakter: Terrasse, Hängematte und ein gigantischer Blick auf den Fluss und die Berge.

Auf dem Weg ins 21 Jh.

Eine auto- und motorradfreie Zone mit hübschen Bambus- und Holzbungalows am Ufer des Nam Ou, kalte Duschen und ein Hauch von Luxus, wenn am Abend von sechs bis zehn Uhr der Generator angeschmissen wird, um ein paar Stunden Strom und Licht zu erhaschen. Neben den knatternden Bootsmotoren übrigens der einzige Lärm an diesem gemütlichen Ort, der nur auf dem Flussweg erreichbar ist. Ein Bild aus vergangenen Tagen, aus einer Zeit vor sechs Jahren. Als wir zum ersten Mal in Muang Ngoi Kao, einem kleinen Dörfchen zwischen grünen Bergen am Nam Ou, angekommen sind.

Heute ist der Ort immer noch klein und sehr dörflich, aber längst ein beliebter Tourispot. Die Elektrizität ist mittlerweile 24 Stunden Dauergast. Es gibt längst warme Duschen und sogar Wifi. Eine Sandpiste zur nächst größeren Strasse ist gebaut, es fehlt nur noch der regelmäßige Busverkehr.

Besucher kommen und gehen, wandern in die Dörfer in der näheren Umgebung und ziehen zwei, drei Nächte später weiter. Wir bleiben. Wie so oft. Die Entwicklung des Ortes ist rasant, aber Muang Ngoi Kao hat noch nichts von seiner ursprünglichen Ruhe und Gemütlichkeit eingebüsst.

Ein beschaulicher Almosengang in Muang Ngoi Kao

Es ist gegen halb sieben. Die Dorfstrasse ist von wenigen, wartenden Touristen und emsigen Einheimischen bevölkert. Ein Gong ertönt aus dem am Ende der Strasse gelegenen Vat Okad Sayaram. Weniger als ein Duzend junger Novizen in orangen Kutten folgen dem wohl einzigen, älteren Mönch des Klosters, den wir dieser Tage zu Gesicht bekommen. Auf nackten Füssen schreiten sie über den sandigen Hauptweg, der das Örtchen durchzieht. Am Rand des Pfades knien in Abständen mehrere Gruppen gläubiger Buddhisten, ihre Lebensmittelspenden bereit haltend, um die großen Almosengefässe der Mönche zu füllen. Die eine Hand in die Luft hebend, mit der anderen das Wasser aus einem Glas zu Boden schüttend betet die zivile Bevölkerung, sobald die kahl geschorenen Männer vorbei gezogen sind. Diese stimmen ihrerseits zu einem Gesang an, bevor sie des Weges weiter zur nächsten Opfergabe ziehen.

Streben nach dem guten Karma

In der Tradition des Theravada-Buddhismus, der auch in Laos vorherrscht, ist der morgendliche Almosengang der Mönche ein weit verbreitetes Ritual. Dessen Regeln nach darf ein buddhistischer Mönch nach Wasser, Medizin, Hygieneartikel oder einem neuem Gewand anfragen, soweit das alte gestohlen wird. Jegliche anderen Dinge, die er benötigt, darf er nur in Form einer Spende entgegen nehmen. Diese wird nicht etwa als persönliche Gabe an den Mönch gesehen, weshalb sich dieser auch nicht für die Almosen bedankt. Vielmehr streben die Gläubigen durch die Opfergabe (z.B. die Lebensmittel am Morgen) ein gutes Karma an.

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1 Kommentar

Elisabeth Rieks 7. Dezember 2016 - 9:34 pm

Hallo lieber Stephan,
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und viele Grüße von den OGTS Kolleginnen. Wir hatten heute unsere Weihnachtsfeier und haben mit einem Kölsch auf Dich angestoßen. Weiterhin viel Spaß, spannende Erlebnisse und interessante Begegnungen.
1000 Grüße aus Kölle
Elisabeth

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