Wissen schützt vor Staunen nicht – Dschungel Trekking in Bukit Lawang
Ein faszinierendes Phänomen, ein erstaunliches Erscheinungsbild offenbart sich mir. In den Bewegungen, dieser Mimik und auch in den Gesten spiegelt sich ein Teil von mir. Evolutionshistorisch so logisch wie das Einmaleins. Und dennoch ergriffen, fast betört stehe ich vor diesem Koloss aus Muskelmasse, der seinen drahtigen, aber kräftigen Körper geschickt hinter seinen rötlich-braunen, langen Haarzotteln zu verbergen weiss.
Zu Gast bei den Orang Utans – Ein Dschungel Trekking in Bukit Lawang auf Sumatra
Wir sind zu Gast bei den Orang Utans im Norden von Sumatra, nahe des Ortes Bukit Lawang. Nur hier auf Sumatra und auf der Insel Borneo leben die Menschenaffen, deren indonesischer Name „Waldmensch“ (Orang = Mensch; Utan = Wald) ihnen alle Ehre macht. Behäbig, aber ausgesprochen sicher, hangeln sich die Tiere an ihren überdimensional langen Armen von Ast zu Ast oder schreiten auf allen Vieren durch den Dschungel fort. In der Regel leben sie in den Bäumen, schlafen in selbsterrichteten Nestern und bewegen sich eher selten und aus guten Gründen auf dem Waldboden.
Menschenfreunde? – Orang Utans in Bukit Lawang
Wenn ein Orang Utan doch einmal den Weg auf den Erdboden findet, dann ist möglicherweise ein anderer Orang im Spiel. Der gemeine Touristenführer nämlich, der den Affen mit Früchten lockt und sich seines Erfolges sehr bewusst ist. Sowohl beim Orang Utan als auch bei seinen Kunden erreicht dieser sein Ziel. Die einen staunen, die anderen werden bestaunt.
Wir stehen diesem „Auf Knopfdruck kommt Tier zum Fotografieren“ sehr kritisch gegenüber. Der Grund, so mutmassen wir, warum viele der Tiere sich überhaupt so nah an die Menschen heran wagen, könnte in Verbindung mit dem ehemaligen Conservation Center für Orang Utans stehen, dass 1973 in Bukit Lawang mit seiner Arbeit beginnt, aber 2001 schliesst. Viele Tiere sind im Zentrum geboren und somit von jeher an menschliche Lebewesen und regelmässige Fütterungen gewöhnt.
Dschungel Trekking in Bukit Lawang
Das Dörfchen Bukit Lawang hat sich längst zu dem touristischen Hauptspot heraus kristallisiert, der als Ausgangspunkt für ein oder mehrtätige Wander-Touren durch den Dschungel von Sumatra dient, was die Masse der Besuchergruppen bestätigt, die wir im Wald antreffen. Jeder Guide, der einen Orang Utan sichtet (die Plätze sind bekannt), funkt seine Kollegen an, so dass schon bald eine Schar neugieriger Dschungel-Trekker mit Kameras vor den Modellen steht.
Ein kurzweiliges Vergnügen
Aber das Dschungel Trekking in Bukit Lawang ist für mich mehr als nur eine Touristenattraktion. Nach einem stärkenden Frühstück beginnt der erste Tag von unserem Dschungel Trekking in Bukit Lawang früh um 9 Uhr. In einer Gruppe von 6 Personen inklusive Guide bahnen wir uns den Weg durch Gummibaumplantagen in den Urwald.
Nach kurzer Zeit schon begegnen wir der ersten Orang Utan Mama mit Kind. Bis in den späten Nachmittag marschieren wir bei extremer Luftfeuchtigkeit durch den schattigen Dschungel (an meiner Sonnenbrille und der Schutzcreme hätte ich mal Gewicht sparen können). Die regelmässigen Zwischenstopps, die uns immer wieder in Kontakt mit den Menschenaffen bringt, gestalten den Wandertag sehr kurzweilig.
Ein Kräftemessen mit den Orang Utans? Ausgeschlossen!
Während wir uns anfangs noch mit den anderen Touristen auf den Füssen herum treten, trennen sich unsere Wege im Verlauf des Tages mehr und mehr. Viele der Besucher sind Tagesausflügler, die sich entsprechend zeitig auf den Rückweg machen, wir hingegen dringen tiefer in den Urwald ein.
Unsere Kontaktaufnahme mit Mina, der bekanntermassen aggressivsten Affendame im Umkreis, erfolgt erst, als die anderen Gruppen bereits wieder unterwegs sind. Ein nicht ganz so harmloses Unterfangen, was spätestens bei unserem Wiedertreffen mit ihr am Folgetag klar wird. Auch unser Guide nutzt bei diesem Orang Utan Weibchen das Mittel des geringsten Widerstandes und füttert sie mit Obst.
Mina scheint sich gerne bei den Gästen zu bedienen, mit offenbar nicht ganz friedlichen Methoden. Im Normalfall lenken die Guides sie mit Früchten ab, damit sie den Trekking-Gruppen nicht folgt. Doch unser Naschwerk neigt sich bereits dem Ende, als unser Trupp gerade erst aus Minas Blickfeld verschwindet. Ergo: Im Hechttempo müssen wir davon sputen, damit die Affendame uns nicht einholt und zu packen droht. Das wäre ein Kräftemessen, dem selbst der stärkste menschliche Gegner nichts entgegen zu bringen hätte.
Eine Badewanne mitten im Dschungel
Unser Dschungel Trekking in Bukit Lawang ist auf zwei Tage angelegt. Erschöpft, geschwitzt und glückselig erreichen wir am frühen Abend unser Camp. Drei mit Planen überdachte Unterstände an einem glasklaren Fluss erwarten uns. Unter zweien sind einfache Igluzelte aufgebaut, der dritte Regenschutz bildet den „Küchenbereich“.
Die riesige Natur-Badewanne ist eine Wonne. Obwohl im ersten Moment richtig kalt, tauche selbst ich in das erfrischende kalte Wasser der Strömung. Herrlich! Und ein ziemlich gutes Timing. Denn schon kurze Zeit später setzt der Regen ein und endet bis tief in die Nacht nicht. Doch ein leckeres Essen im Bauch und die Müdigkeit in den Gliedern bringt uns ohnehin frühzeitig in unsere Kojen.
Morgenstund hat Gold im Mund – Dschungel Trekking in Bukit Lawang
Fast 10 Stunden habe ich geschlafen, gedöst, ein wenig gefroren. Die letzten Nebelschwaden steigen über dem Fluss empor und ziehen durch die Bäume hinweg. Wie ich solche frühen Morgenstunden liebe. Alles, was ich höre sind die reinen Klänge der Natur. Das Rauschen des Flusses, der Wind in den Baumkronen. Eine handvoll des frischen Flusswassers rinnt durch mein Gesicht und der heisse Kaffee durch meine Kehle. Welch friedliche Stimmung.
Eine lohneswerte Rutschpartie
Eine gute Basis die zweite Runde für das Dschungel Trekking in Bukit Lawang einzuläuten. Gut, dass ich tags zuvor nicht weiss, dass diese zweite Phase der Wanderung um einiges anstrengender und kräftezehrender ist. Wir sind nur einige Stunden unterwegs, doch die Pfade auf nass, rutschigem Untergrund gehen steil auf und ab. Eine spannende Herausforderung, die durch die Begegnung mehrerer Orang Utans belohnt wird.
Von kindlicher Neugier und Aufregung gepackt
Ein Rascheln in der Baumkrone, links von uns. Den Zeigefinger vor den Lippen bedeutet uns der Guide leise zu sein. Leisen Schrittes bewegen wir uns zum Wegrand und sehen ihn. Ein richtig grosses Männchen wiegt sich gemächlich in den Ästen, nur wenige Meter entfernt. Von Minute zu Minute tastet sich der muskulöse Orang Utan näher an uns heran. Unsere Ruhe und Geduld scheint den gemütlich wirkenden Zottel zu ermutigen seinen Weg bis auf den Pfad fortzusetzen.
Mit fast angehaltenem Atem stehen wir voller Neugier und Begeisterung nur stumm vor ihm. Er geniesst die Situation sichtlich schmiegt sich im Blickfeld der eifrigen Fotografen. Eine kleine Ewigkeit posiert er geradezu. Eine Einzelvorstellung, nur für uns.
Untermalt von einem unterdrückten Kleinkindkichern, dass die Aufregung und den kurzfristig ansteigenden Adrenalinpegel wieder spiegelt, wenn der Riese eine etwas schnellere Bewegung oder einen Schritt in unsere Richtung macht, untermalt von der zischenden Anweisung unseres Guides, langsam zurückzuweichen. Ein Highlight unseres Dschungel-Trekking in Bukit Lawang und ein fantastisches Erlebnis an diesem Morgen.
Mann über Bord – Rafting in Bukit Lawang
Den Abschluss unseres Dschungel Trekking in Bukit Lawang krönt ein kleines, aber feines Rafting. Mit aneinander geseilten, grossen LKW-Reifen schippern wir, gelenkt von einem scheinbar erfahrenen Guide, den Bohorok-Fluss herunter in Richtung Bukit Lawang. Unser Hab und Gut ist in dicke Plastiksäcke eingetütet und versiegelt. Das hilft aber alles nichts, wenn auch der Bootsführer in Schleudern gerät. Im reissenden Wasser klemmt sich sein Stock, den er zum Lenken benötigt, zwischen großen Felsen ein, er selbst geht über Board. Einzig unser zweiter Guide, der uns im Rahmen seiner Ausbildung begleitet, sprintet ins Wasser und rettet uns und die Schwimmreifen. Kurze Zeit später erreichen wir Bukit Lawang. Und somit trennen uns nur noch wenige Meter von einer Dusche, frischen Klamotten, einem kalten Bier und dem I-Tüpfelchen am diesem Abend: Besuch von Freunden aus der Heimat. Jeannette und Patrick sind quasi schon da.
Wenn Du nach weiteren Reisezielen auf Sumatra suchst, dann lies doch unseren Bericht über den Lake Toba.
Unterkunftstipp:
Am ruhigeren Ufer des Flusses gelegen findet Ihr das Junia Guesthouse Bukit Lawang*. Die Unterkunft ist nicht nur kostengünstig, das Preis-Leistungsverhältnis ist grandios. Das Guesthouse befindet sich in einem hübschen Garten, nur wenige Schritte vom Fluss entfernt und hat uns durch Ambiente und Atmosphäre absolut überzeugt. Selbst die günstigsten Zimmer sind sehr einladend gestaltet, jeder hat eine schöne Terrasse und ein eigenes Bad. Abends wird die gemütliche Stimmung im Restaurant oft durch die Gitarrenklänge der Einheimischen untermalt. Das Essen ist lecker und für ein Restaurant auf jeden Fall in einem akzeptablen Preisrahmen.
Die Zimmerpreise für zwei Personen reichen vom Budget Doppelzimmer ab ca. 10 € bis zum Deluxe Bungalow mit knapp über 20 € pro Nacht, inklusive Frühstück. Über die hilfsbereiten und freundlichen Mitarbeiter können mehrtägige Treks in den Dschungel organisiert werden.
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2 Kommentare
Wundervoll geschriebener Artikel. Die Begegnung mit dem Orang Untan Männchen hat mir Gänsehaut gemacht. Und Vorfreude!
[…] ausübt und wie unsere Nacht tief im Dschungel des Gunung Leuser Nationalparks verläuft, kannst du hier […]