Meine Stimme zur Wahl – Ein Privileg der Demokratie
„Was soll ich denn wählen? Da geh ich lieber gar nicht.“ Bei dieser Aussage bekomme ich Gänsehaut. Denn jede Stimme, selbst eine ungültige Stimmabgabe, ist eine Stimme gegen Extremismus und radikal- politische Bewegungen. Mit meiner Stimme gehe ich meinem demokratischen, freiheitlichen Grundrecht nach. Einem Recht, dass ich glücklicherweise besitze.
Und dieses Privileg möchten Stephan und ich auch viele tausende Kilometer von Deutschland entfernt nutzen, um einen kleinen Beitrag für eine Welt zu leisten, die nicht nur von Hass, Neid und Propaganda gegen jene dominiert wird, die schwächer scheinen, andere Meinungen äussern oder schlicht anders sind als wir. Wir möchten unsere Stimme für den Deutschen Bundestag 2017 abgeben und auch im Ausland wählen gehen.
Im Ausland wählen gehen? Als Reisende ein Vorhaben mit Hürden
Bei unseren Recherchen, wie dies umzusetzen ist, stossen wir auf die Ausführungen des Bundeswahlleiters und müssen enttäuscht feststellen, dass wir vermutlich unserem Vorhaben im Ausland zu wählen nicht nachkommen können. Es bedarf nämlich einer Adresse im Ausland, wo unsere Briefwahlunterlagen etwa vier Wochen vor der Wahl im September hingeschickt werden können. Ohne Wohnsitz im Ausland und einen wirklich festen Zeitplan sehen wir hier kaum Möglichkeiten, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Zudem haben wir berechtigte Zweifel, dass das Zeitfenster von ungefähr einem Monat ausreicht, um die Dokumente auf dem gängigen Postweg in Deutschland abzuschicken und termingerecht den Eingang der ausgefüllten Briefwahlunterlagen bei der Meldebehörde zu gewährleisten.
Die Fakten, um im Ausland wählen zu können
Was gilt es überhaupt zu tun, um im Ausland wählen zu können? Kurz und knapp, die Fakten:
- Deutsche Staatsbürger ohne Wohnsitz in Deutschland müssen eine eidesstattliche Erklärung und einen Antrag beim Bürgeramt (in unserem Fall liegt die Zuständigkeit bei der Meldebehörde unseres letzten Wohnsitzes) einreichen, um dort ins Wählerverzeichnis eingetragen zu werden.
- Darin muss eine Adresse vermerkt sein, an die die Briefwahlunterlagen verschickt werden.
- Diese werden in einem relativ kurzen Zeitraum, etwa vier Wochen vor der Wahl, an die Stimmberechtigten verschickt, auch ins Ausland.
- Die ausgefüllten Unterlagen müssen bis zum Abend des Wahltages wieder im zuständigen Bezirksamt eingehen.
Die Deutsche Botschaft enttäuscht
Wäre es nicht der einfachste Weg, fragen wir uns, für deutsche Staatsbürger ohne festen Wohnsitz im Ausland, in der Deutschen Botschaften ihre Stimme abzugeben? Scheinbar nicht. Bis heute warten wir immer noch darauf, überhaupt eine Antwort von der Deutschen Botschaft in Jakarta zu auf unsere Fragen zu erhalten, welche Optionen es gibt. Wie können wir von unserem Wahlrecht Gebrauch machen oder ist es möglich unsere Briefwahlunterlagen an die Botschaft schicken zu lassen? Nichts. Keine Rückmeldung. Die Deutsche Botschaft enttäuscht.
Eine glückliche Fügung
Zwar senden wir unsere eidesstattlichen Erklärungen nach Deutschland, doch die Adresse, die wir angeben, ist die unserer Tauchschule auf Koh Phangan. Natürlich sind wir hier Mitte August längst nicht mehr. Nachdem wir also schon fast abgeschrieben haben, im Ausland wählen zu können, führt eine glückliche Fügung zur Lösung unserer Probleme. Vier Tage nach der Versendung der Briefwahlunterlagen im August, starten unsere Freunde Jeannette und Patrick ihre erst kurz zuvor geplante Reise nach Südostasien. Völlig unbürokratisch lässt sich die Empfängeradresse für unsere Briefwahlunterlagen per Mail ans Bürgeramt ändern und so finden unsere Stimmzettel pünktlich vor dem Abflug den Weg in Jeannettes Rucksack.
Glücklich, nach mehr als einem halben Jahr endlich wieder Freunde in die Arme schliessen zu können, zu lachen, schnacken und gemeinsam Zeit zu verbringen, wird auch die unverhoffte Stimmabgabe gebührend zelebriert. Das macht man auch nicht so oft, ein Wahlgang zwischen rauschenden Wasserfällen und Affen im Dschungel Sumatras. Aber nur so gelangen die Unterlagen termingerecht in die Wahlurne nach Deutschland.
Hier gehrt es weiter.
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