Zum Abschied ein Freifahrtschein
Gerade mal zweieinhalb Stunden habe ich geschlafen. Die vergangene Nacht liegt mir in den Knochen, die letzte, bevor wir nach nun fast drei Monaten unser neues/ altes Zuhause auf Koh Phangan verlassen. Die Fährfahrt verschlafe ich völlig. Angekommen am Pier in Donsak müssen wir uns einen Bus Richtung Süden organisieren. Eingekesselt von etlichen Ausländern, die auf der Visa-Run-Route nach Penang in Malaysia unterwegs sind, schlängeln wir uns irgendwie nach Had Yai durch. Wir sind wohl die einzigen, die vorab keinen Transport für die Strecke buchen und vermitteln dem Ticketkontrolleur im Bus auch klar, dass wir noch einen Fahrschein brauchen. Was er versteht, bleibt offen. Weder zeigen noch kaufen wir ein Ticket und gelangen schlussendlich kostenlos in den Ort im Süden Thailands.
Viele Wege führen nach Malaysia
Viele Wege führen nach Malaysia. Oder besser gesagt drei Grenzübergänge, die wir auf dem Landweg passieren können. Wir möchten in den Osten Malaysias. Und somit auch durch die seit Jahren von konstanten Sicherheitswarnungen des Auswärtigen Amtes erklärten Provinzen im Süden Thailands. Wir wissen um die Hinweise rund um die Gebiete und den Weg zum Grenzübergang Sungai Golok, ignorieren diese aber bis zum Abend vor der Abfahrt in Had Yai fast konsequent. Denn obwohl in den Provinzen Yala, Narathiwat und Pattani seit Jahren ein politischer Konflikt brodelt, scheint die Lage aktuell relativ ruhig zu sein.
Am Abend vor unserer Abfahrt aber beschäftigten wir uns fatalerweise doch noch einmal intensiver mit dem Thema, so dass uns kurzfristig nicht ganz wohl ist bei der Sache. Den laut aufkeimenden Zweifel unseres Sicherheitsbedürfnisses ersticken wir aber nach einer Pro- und Contra-Diskussion und der Befragung unseres Bauchgefühls im Keim.
Pünktlich zur Abfahrt: Schweres Geschütz
Immerhin dürfen wir als Ausländer am kommenden Morgen Zugtickets zum Grenzübergang Sungai Golok erwerben. Das scheint nicht zwingend möglich zu sein, wenn die Fahrt durch die Unruheregionen als zu gefährlich erachtet wird.
Der Zug läuft pünktlich im Bahnhof von Had Yai ein und fährt, ohne besondere Vorkommnisse, mit einer 40 minütigen Verspätung (ein Gruss an die DB!) ab. Erst, als die Lok schon anrollt, zieht eine Schar Uniformierter in unser Holzklasse-Abteil. Ob Polizei oder Militär, jedenfalls sind die Jungs ziemlich schwer bewaffnet. Die Passagiere und deren Gepäck werden stichprobenartig begutachtet, die eine oder andere Tasche muss geöffnet werden. Eine Vorsichtsmassnahme, die aufgrund der vergangenen Anschläge sinnvoll und beruhigend erscheint, sonst nichts.
Eine abenteuerliche Zugfahrt zum Grenzübergang Sungai Golok
Die Unruheprovinzen ziehen an uns vorbei, während das eigentliche Abenteuer die Zugfahrt selbst ist. Weit ab von den westlichen Einflüssen und Touristenströmen der thailändischen Inselwelt, finden wir uns nach langer Zeit in der „normalen“, alltäglichen Welt der hier überwiegend muslimischen Bevölkerung wieder. Mit einem einzigen weiteren westlichen Touristen sind wir die einzigen Ausländer im Zug. Dieser Umstand zieht diskrete, aber neugierige Blicke an. Doch verglichen mit anderen untouristischen Regionen Südostasiens sind die Menschen hier zurückhaltender, zeigen sich dabei aber unglaublich freundlich und hilfsbereit.
Auf den Bahnsteigen und in den Waggons preisen die Fliegenden Händler ihre Leckereien lautstark an. Obst und Getränke werden ebenso wie selbstgekochte Köstlichkeiten für die Fahrgäste am Bahnsteig angeboten, teils aber auch in waghalsigen Balanceakten auf Tabletts auf ihren Köpfen drapiert ans Fenster oder in den Waggon gebracht.
Endlich am Grenzübergang Sungai Golok – „Danke“, sagt der Rücken
Es wird eine entspannte, aber für Rücken und Knochen sehr anstrengende Zugfahrt. Der Begriff Holzklasse kommt schliesslich nicht irgendwo her. Die Bänke sind aus harten Planken, die in unsere Wirbelsäulen drücken. Trotz des spannenden Lebens im Zug und der Landschaft durch die wir reisen, sind wir sehr glücklich, als wir endlich am Grenzübergang Sungai Golok ankommen.
Es sind ja nun schon einige Grenzen, die wir auf dem Landweg überquert haben. Aber so entspannt, wie die Malaien das Prozedere abwickeln, haben wir es bis heute nicht erlebt. Ein „Guten Tag“, ein Stempel, kein Foto, keine Formulare – und wir sind drin! Gleichmal für 90 Tage. Ohne jeglichen bürokratischen Trubel. Da nehme sich mal das eine oder andere Nachbarland ein Beispiel dran. Im klimatisierten Bus geht es noch eine gute Stunde weiter bis in den Ort Kota Bharu, unsere erste Station im Osten Malaysias, wo wir uns in den nächsten zwei Tagen auf eine neue Kultur einstellen dürfen.
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Ein guter Reiseführer gehört ins Gepäck
Ein guter Reiseführer im Gepäck ist für uns unerlässlich. Dabei liegen uns gar nicht so sehr die Unterkunfts- oder Restaurantempfehlungen am Herzen. Vielmehr nutzen wir unseren Reiseführer, um mehr über Land und Leute zu erfahren und uns eine erste und manchmal auch zweite Orientierung zu verschaffen.
Unsere Wahl für Thailand ist der Stefan Loose Reiseführer, der viele Fotos, Hintergrundinformationen und hilfreiche Tipps für Thailand bietet.
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