Reisebericht: Euböa mit dem Wohnmobil – Erfahrungen und Tipps
Euböa – ein nahezu unentdecktes Paradies voller rauer, unberührter Schönheit. Griechenlands zweitgrößte Insel gilt noch immer als Geheimtipp und ist ein wahres Eldorado für Wanderer, Strandliebhaber und Abenteurer. Mit dem Camper lässt sich die Insel besonders gut erkunden. Malerische Buchten, abwechslungsreiche Landschaften und abgelegene Pfade bieten ideale Bedingungen für eine individuelle Entdeckungstour. Evia, wie die Einheimischen die Insel nennen, überzeugt als heimlicher Favorit unter den weniger bekannten Inseln Griechenlands.
Euböa ist mit dem Festland durch zahlreiche Fährverbindungen und zwei Brücken verbunden und liegt nur etwa anderthalb Autostunden von Athen entfernt. Viele Athener nutzen die Insel regelmäßig für Ausflüge, um dem Trubel der Großstadt zu entkommen und der Sommerhitze der Metropole zu entfliehen.
Pauschalurlauber und ausländische Touristen verirren sich jedoch kaum auf das dünnbesiedelte Eiland, das sich über knapp 180 km in der Länge und maximal 45 km in der Breite erstreckt.
Wenn Du also nach Ruhe, Natur und erholsamer Abgeschiedenheit auf kaum entdeckten Wegen suchst, ist Euböa ein wahres Paradies. Einsame Buchten in zerklüfteten Felslandschaften im Süden und Osten, heiße Quellen im Norden, beeindruckende Bergregionen und grüne Wälder im Inselinneren laden zum Entdecken und Verweilen ein.
In unserem Euböa Reisebericht teilen wir unsere Erfahrungen und geben Dir hilfreiche Tipps für Deine Reise mit dem Wohnmobil auf dieser griechischen Insel, die abseits der üblichen Touristenrouten liegt.
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Inhaltsverzeichnis
Anreise nach Euböa mit dem Wohnmobil
Die Anreise nach Euböa mit dem Wohnmobil gestaltet sich unkompliziert. Wenn Du aus Athen oder von der Peloponnes kommst, erreichst Du die Insel über den Euripos-Kanal. Zwei Brücken verbinden das Festland mit Euböa, und eine davon führt über die schmalste Meerenge der Welt – nur 40 Meter breit.
Besonders bemerkenswert ist der Gezeitenwechsel im Kanal: Obwohl die Strömung konstant stark bleibt, ändert sie regelmäßig alle paar Minuten ihre Richtung. Dieses ungewöhnliche Phänomen fasziniert seit der Antike die Menschen und zieht auch heute noch viele Besucher an, die das Naturwunder beobachten möchten.
Wenn Du aus dem Norden, zum Beispiel von Thessaloniki oder Igoumenitsa, anreist, kannst Du in Glyfa, südwestlich der Pilion-Halbinsel, auf die Fähre steigen, die Dich in weniger als 30 Minuten zur Nordküste von Euböa bringt.
Die Fährpreise variieren je nach Fahrzeugtyp und Personenanzahl. Einen guten Überblick über die Kosten findest Du auf der Website von Glyfa Ferries.
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Camping und Freistehen auf Euböa
Aufgrund der dünnen Besiedlung Euböas und der teils nur auf holprigen Pisten erreichbaren Ziele konzentriert sich die Infrastruktur größtenteils auf die Westküste der Insel.
Viele der wenigen Campingplätze schließen in den Wintermonaten, aber dafür genießen wir das Freistehen auf Euböa in der Nebensaison besonders entspannt – so ruhig und ungestört wie kaum anderswo in Griechenland.
Die Insel bietet zahlreiche Möglichkeiten und abgelegene Orte, an denen Du unkompliziert in den Bergen oder am Meer an den schönsten Plätzen übernachten und sogar mehrere Tage verweilen kannst. Wenn überhaupt Einheimische vorbeikommen, grüßen diese freundlich und scheinen sich überwiegend nicht an uns Campern zu stören.
Natürlich gilt beim Freistehen und Wildcampen der unumstößliche Grundsatz, den Ort so sauber zu hinterlassen, wie man ihn vorgefunden hat – oder im besten Fall sogar sauberer, denn in Griechenland sind viele Plätze leider oft mit Unrat vermüllt.
Darüber hinaus ist eine Campingtoilette eine praktische und umweltfreundliche Lösung, die beim Freistehen unbedingt dabei sein sollte, denn Fäkalien und Klopapier gehören nicht in die Natur und sollten unbedingt wieder mitgenommen werden.
Privatgrundstücke und klar ausgewiesene Verbotszonen sind selbstverständlich tabu. Wir meiden außerdem die Nähe zu Siedlungen oder Orten, die offensichtlich auch im Winter bewohnt sind.
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Reiseziele auf Euböa – Unsere Route von Nord nach Süd
Da wir mit der Fähre von Glyfa übersetzen, führt unsere Route auf Euböa von Nord nach Süd. Die Insel zeigt sich dabei von ihrer vielfältigen und beeindruckenden Seite. Im Norden prägen dichte Wälder das Landschaftsbild und die Küste bietet einige schöne Strände.
Im Süden und Südosten hingegen begeistern eine beeindruckende Bergwelt und abgelegene Sand- und Kieselstrände, die in malerische, kleine Buchten eingebettet sind, teils umrahmt von steilen Felsen.
Die heißen Quellen von Loutra Edipsou
Für die erste Übernachtung mit dem Camper auf der Insel Euböa wählen wir einen der Strände im Norden der Insel.
Auf den ersten Blick wirkt der Spot nicht besonders beeindruckend, doch das sonnige Wetter und der Blick auf den Pilion, der im rotleuchtenden Abendhimmel erstrahlt, verleiten uns, länger zu bleiben.
Ein trüber, regnerischer Tag eignet sich kaum besser für einen Ausflug zu den heißen Quellen von Loutra Edipsou. Am Übergang zum Meer, direkt am Stadtstrand, liegen mehrere Natursteinbecken.
Die Pools sind mit mineralreich-heißem, salzhaltigem Wasser gefüllt, das sicher um die 40 Grad hat, und laden zu wohltuender Entspannung für Rücken und steife Glieder ein.
Das Thermalwasser von Loutra Edipsou ist bekannt für seine heilende Wirkung und enthält Mineralien wie Magnesium, Kalzium und Eisen, die den Körper revitalisieren und Muskel- sowie Gelenkbeschwerden lindern.
Schon in der Antike wurden diese Quellen von den Griechen und Römern genutzt, die die heilende Wirkung des Wassers schätzten.
Besonders erwähnenswert ist, dass die Thermalquellen nicht nur bei schlechtem Wetter eine Erholung bieten, sondern auch bei sonnigem Wetter eine willkommene Abwechslung darstellen.
Das Thermalwasser fließt direkt ins Meer, wodurch der Übergang im Wasser dort etwas wärmer ist – perfekt, um sich nach dem Bad in den heißen Quellen im Malischen Golf abzukühlen.
Die heißen Quellen von Loutra Edipsou sind sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen beliebt. Wir parken in der Nähe der Quellen kostenlos an der Straße.
Tipp: Zieh Dich am besten schon im Fahrzeug um, denn an den Becken gibt es nur begrenzte Ablagemöglichkeiten. Kleiderhaken und eine Stranddusche sind jedoch vorhanden, sodass Du Dich nach dem Relaxen einfach ins Handtuch wickeln und zurück zum Auto gehen kannst. Übrigens: Der Besuch der Thermalquellen ist kostenlos.
Honig und Harz – Der Norden Euböas
Schon als wir mit der Fähre auf Euböa zusteuern, überrascht uns der Anblick tiefgrüner, dichter Wälder. Wir sind uns der verheerenden Waldbrände im Jahr 2021 bewusst, die große Teile des Nordens der Insel zerstört haben. Doch erst bei unseren Erkundungstouren durch das Landesinnere erblicken wir das volle Ausmaß der Schäden.
Schwarze Baumskelette erinnern in trostlos karger Landschaft an die Schrecken und die entsetzliche Wucht der Flammen. Doch nicht nur die Natur hat Schaden genommen. Die Brände haben vielen Menschen im Norden der Insel ihre Existenzgrundlage entzogen.
Wohin das Auge reicht, entdecken wir Bienenstöcke. Die Vielzahl bunter Holzkisten scheint auf eine millionenfache Präsenz hinzuweisen. Tatsächlich jedoch sind mehrere Millionen Bienen den Feuern zum Opfer gefallen.
Aufgrund der zerstörten, einst reichhaltigen Pinienwälder fehlt den Überlebenden nun ein großer Teil ihrer Nahrungsgrundlage, die sie für die Produktion des bekannten Kiefernhonigs benötigen.
Auffällig sind auch die mit klebrigem, braunem Harz gefüllten Plastikbeutel an den Stämmen der Aleppo-Kiefern. Ebenso wie die Imker sind die Menschen auf Euböa vom Baumbestand abhängig, da sie mit der Gewinnung von Harz ihr Einkommen sichern.
Die Bäume produzieren Harz zum Schutz vor Insekten und Krankheiten, während es uns Menschen als Bestandteil in Farben, Lösungsmitteln, Kunststoffen, Arzneimitteln und Kosmetika dient. Doch auch hier ist die Grundlage der Haupteinnahmequelle durch die Brände zu Asche verfallen.
Wir durchstreifen die Waldgebiete im Norden Euböas mehrfach und entdecken trotz der Schäden immer wieder wunderschöne, grüne Landschaften und einzigartige Panoramen.
Obwohl die Zerstörung der Wälder erschreckend ist, beeindruckt uns, wie viele Bienenstöcke und Harzbeutel dennoch ins Auge fallen. Euböa symbolisiert, wie ein Leben im Einklang mit den Geschenken der Natur funktionieren kann und zugleich, wie abhängig wir Menschen von ihr sind.
Limni Beach – Unser persönlicher Strand-Favorit
Die nördliche Westküste Euböas wird von einigen kleinen, in der Nebensaison verschlafenen Ortschaften gesäumt. Unweit des Ortes Limni entdecken wir unseren persönlichen Strand-Favoriten auf Euböa.
Ein langer Schotterstrand, gesäumt von schimmernden Steinen in Grautönen und warmen Rottönen, die das klare, türkisfarbene Wasser umrahmen, vor der Kulisse einer schroffen, pittoresken Felslandschaft – ein Szenenbild, das uns besser nicht gefallen könnte.
Die Umgebung lädt zu Spaziergängen und kleinen Wanderungen ein, das Meer zum Schwimmen und zur Delfinbeobachtung. Denn die grazilen Säugetiere tummeln sich gerne in den Gewässern und tauchen oft strandnah auf.
Der Strand verfügt über keinerlei Infrastruktur – weder Tavernen und Bars noch Duschen oder Mülltonnen sind hier zu finden. Wir empfehlen Dir, Dich vorab gut mit Wasser- und Essensvorräten einzudecken, denn dieses paradiesische Idyll hat Suchtpotenzial und verlockt zum längeren Verweilen mit dem Camper.
Lohnenswerter Abstecher – Bergbauseen bei Limni
Neben den malerischen Stränden bietet Euböa auch viele unentdeckte Schätze im Landesinneren. Auf einer Offroad-Tour von West nach Ost entdecken wir eine beeindruckende Berglandschaft.
Trotz der Spuren der verheerenden Waldbrände von 2021, die weite Flächen verwüstet haben, offenbart sich uns eine bizarre, faszinierende Landschaft. Rund um mehrere Seen in intensiven Türkis- und Blautönen schmiegen sich terrakottafarbene Hänge an den Ufern, deren weiche Konturen fast wie gemalt wirken.
Diese Region ist vor allem durch ihre Magnesitminen bekannt. Der Abbau des Minerals – hauptsächlich genutzt für feuerfeste Ziegel, Baustoffe, Isoliermaterialien und als Schmuckstein – ist inzwischen nur noch in kleinem Maßstab aktiv, was durch Baustellenfahrzeuge, Schilder und Absperrungen sichtbar wird.
Die Seen, die durch den Bergbau entstanden sind, gehören nicht zu den klassischen Touristenzielen auf Euböa, bieten aber einen lohnenswerten Abstecher für Entdecker. Die Anfahrt über gut ausgefahrene Pisten sollte auch für nicht geländefähige Camper oder Wohnmobile machbar sein.
Obwohl die Gegend nicht übermäßig besucht wird, zeigt sie eindrucksvoll, wie Natur und Industrie miteinander verflochten sind. Wer sich auf den Weg macht, wird mit einer faszinierenden Landschaft belohnt, die dem Charme und der Magie von Euböa auf eine ganz eigene Weise Ausdruck verleiht.
Abgelegene Buchten an der Ostküste Euböas
Zwar ist Euböa die zweitgrößte Insel Griechenlands, doch insbesondere an der Süd- und Südostküste ist die Besiedlung und die Infrastruktur eher spärlich. Genau das stellt jedoch für uns den besonderen Reiz dar.
Entdeckst Du die Insel mit dem Wohnmobil, wirst Du feststellen, dass Du im mittleren Teil der Insel die Strecken von West nach Ost relativ schnell zurücklegst. Schlängelst Du Dich jedoch mit dem Camper entlang der Ostküste Richtung Süden, solltest Du Zeit einplanen.
Immer wieder passieren wir kleine Dörfer, teils Ferienorte und wunderschöne, abgelegene Buchten an der Ostküste Euböas. Dabei verläuft unsere Route meist oberhalb des Meeres und wechselt zwischen Asphalt und Geröllpisten.
Die landschaftlichen Gegebenheiten lassen keinen kurzen Direktverbindungen von Strand zu Strand und Ort zu Ort zu. Vielmehr winden sich die Straßen immer wieder über viele Kilometer ins Landesinnere, bevor wir in steilen Abfahren die nächste Bucht erreichen.
Die gerölligen, aber relativ gepflegten Pistenabschnitte sind eigentlich nicht wirklich anspruchsvoll. Allerdings gibt es oft sehr steile Auf- oder Abfahrten zu den Stränden, deren Straßenverlauf nicht selten mit engen Kehren einhergeht.
Viele Buchten an der Ostküste Euböas sind daher für größere Wohnmobile nur schwer oder gar nicht zugänglich. Fährst Du jedoch einen kleinen Van oder Kastenwagen bis etwa 6 Meter, lohnt es sich, die eine oder andere traumhafte Bucht zu erkunden.
Zu unseren Empfehlungen zählen die kleinen Buchten zwischen Kalamos und Agii Apostoli. Die Buchten sind wirklich zauberhaft, mit glasklarem Wasser und feinen Sandstränden, umrahmt von einer malerischen Felskulisse.
Sofern Du in der Nebensaison unterwegs bist und das Wochenende meidest, sind die Strände meistens ziemlich leer.
Camping-Tipp: Reisewäscheleine*
Handlich, praktisch, leicht. Mit einer Reisewäscheleine* kannst Du das Mitschleppen von Wäscheklammern vermeiden und Deine Klamotten auch bei Wind trocknen. Die gezwirbelte Leine ermöglicht es Dir nämlich Deine Klamotten einzuklemmen. Weitere Tipps und Empfehlungen zu nützlichen, funktionalen Reiseutensilien findest Du auf unserer Roadtrip Packliste.
Über die Ruinen von Dystos nach Agios Dimitrios
Auf unserem Weg von der Ost- zur Westküste stolpern wir geradezu über sie. Unscheinbar liegt sie inmitten bewirtschafteter Felder an den Ufern des gleichnamigen Sees – die antike Stadt Dystos.
Erstmalig erwähnt im 4. Jahrhundert, wurde sie vermutlich von den Dryopianern gegründet, einem der ursprünglichen Stämme des antiken Griechenlands. Massives Tor- und Mauerwerk bilden die Überreste der alten Festung und zeugen von der Blütezeit der Siedlung.
Auf einem Hügel thront die antike Stätte über dem Dystos-See, der heute vor allem von einer zugewucherten Wiesen- und Sumpflandschaft geprägt ist. Dies ist den Wasserentnahmen durch ein nahegelegenes Zementwerk geschuldet.
Archäologische Untersuchungen legen nahe, dass hier bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. Entwässerungsanlagen gebaut wurden. Heute ist der See ein Vogelschutzgebiet und gehört zu den Natura-2000-Habitaten.
Unterhalb des Hügels gibt es Parkmöglichkeiten am Straßenrand. Wir fahren mit unserem VW Bus mit Allrad die Schotterpiste jedoch noch ein paar hundert Meter weiter, fast bis zum Eingang der Ruinen.
Hier wird es allerdings steiler und es gibt kaum Platz zum Wenden oder Parken. Vom Tor aus kraxeln wir über schmale, teils von Dornensträuchern bewachsene Pfade einige Minuten bis zum Turm der alten Festung.
Von hier aus reicht der Blick weit über die Landschaft. Spektakulär ist es vielleicht nicht, aber der Zwischenstopp lohnt, um sich die Beine ein wenig zu vertreten.
Dem starken Wind an der Ostküste entfliehend, finden wir einen Übernachtungsspot am Strand des kleinen Örtchens Agios Dimitrios, etwa eine halbe Stunde südlich von Aliveri an der Westküste der Insel.
Der Hauptteil des Dorfes liegt einige hundert Meter entfernt vom Strand, dahinter erstreckt sich Brachland, bevor die ersten Häuser auftauchen. Am langen Strand stehen einige Camper, wobei ausreichend Platz bleibt, um Abstand zu den Nachbarn zu halten.
Great Sand Beach Mamari – Hotspot für Kitesurfer
Next stop: Great Sand Beach Mamari. Nachdem wir das kleine Urlaubsörtchen hinter uns gelassen haben, empfängt uns der fast 250 Meter lange Strand mit einer kräftigen Brise. Kein Wunder, dass dieser Spot besonders bei Kite- und Windsurfern beliebt ist, denn die starken Winde und Wellen bieten ideale Bedingungen für Wassersport.
Die Berge rund um Mamari und die Lage zwischen Euböa und den Petalioi-Inseln verursachen das sogenannte Venturi-Phänomen. Das Meer ist nur dann ruhig, wenn kein Wind weht oder dieser aus südlicher Richtung kommt.
Die Nordwinde allerdings blasen mit voller Kraft und extrem. Abhängig von der Richtung der Wellen, des Windes und des Wassers entstehen immer wieder neue Lagunen.
Uns bläst der Wind auch jetzt schon ordentlich um die Ohren, bei vermutlich noch harmlosen Verhältnissen. Daher legen wir nur einen kurzen Zwischenstopp ein und beobachten fasziniert einen Windsurfer, der sich wild in den Wellen und dem Wind bewegt.
Das Castello Rosso in Karystos und Umgebung
Spätestens am Castello Rosso in Karystos wird uns klar, wie dramatisch die Windgeschwindigkeiten in die Höhe schießen können.
Im tiefen Südwesten von Euböa tobt der Sturm durch die beeindruckend gut erhaltene Ruine der Festung aus dem 13. Jahrhundert, die einst von den Venezianern errichtet wurde, um die strategisch wichtige Küstenregion zu sichern.
Die Festung liegt auf einem Hügel etwa 4 Kilometer nördlich von Karystos und war Teil eines Netzwerks venezianischer Verteidigungsanlagen, das später unter osmanischer Herrschaft weiter ausgebaut wurde.
Heute laden die verwitterten Mauern zu einem Spaziergang durch die Geschichte ein. Der Aufstieg zur Burg wird mit einem beeindruckenden Ausblick über die Region und das tiefblaue Ägäische Meer belohnt.
Doch das Panorama über Karystos und die umliegende Landschaft können wir nur eingeschränkt genießen. Die Böen toben nicht nur lautstark um unsere Ohren, sondern zwingen uns mit ihrer Wucht regelrecht dazu, uns mit aller Kraft gegen sie zu stemmen.
Aus der Ferne fällt unser Blick auf das, was wir das „Retorten-Labyrinth von Karystos“ nennen. Ein weitläufiges Netz größtenteils asphaltierter Straßen zieht sich über einen Hügel rund um den Kolona Beach.
Nur vereinzelt sind Häuser zu sehen – die Leere dazwischen deutet darauf hin, dass hier ein ehrgeiziges Stadtplanungsprojekt frühzeitig ins Stocken geraten ist. Die Investition in dieses riesige, aber scheinbar ungenutzte Wegenetz wirkt wie ein Fehlschlag, dessen Nutzen unklar bleibt.
Inmitten dieses Labyrinths entdecken wir eine versteckte Abzweigung, die zu einer kleinen, abgeschiedenen Bucht führt. Hier lassen die Windstärken zumindest tagsüber nach. Die Bucht wird in warmes Sonnenlicht getaucht.
Nachts genießen wir den Anblick des abnehmenden Supermonds, der die Landschaft in ein sanftes Licht taucht. Bis auf ein paar Tagesgäste am Wochenende bleibt dieser idyllische Ort unser Rückzugsort, an dem wir die Ruhe und Schönheit in vollen Zügen genießen können.
Traumbuchten- und Strände an Euböas entlegener Südostküste
Von Karystos fahren wir schließlich weiter zu den abgelegenen Stränden im Süden Euböas. Entlang der Küstenlinie führt eine gut befahrbare, malerische Offroad Piste zu abgelegenen Traumbuchten und einsamen Stränden.
Die Geröllpiste eignet sich für auch für Kastenwagen und kleine Wohnmobile und ist ohne 4×4 locker zu bewältigen.
Erwähnen wir in diesem Erfahrungsbericht bereits häufiger das Trigger-Wort „Wind“, werden wir hier in mehrfacher Hinsicht massiv damit konfrontiert. Blicken wir über die geschwungenen, kargen Bergkuppen, sehen wir nichts als Windräder, Windräder und weitere Windräder.
Nicht überraschend, denn wir erfahren, dass Euböa zu den windstärksten Regionen der Welt zählt. Das glauben wir sofort: Die Böen pfeifen mit solcher Kraft, dass sie unsere Pläne buchstäblich davonwehen.
Inmitten der schroffen Küstenlandschaft entdecken wir wunderschöne, unberührte Buchten – perfekt für Freisteher, die Einsamkeit suchen. Doch die Magie dieser Orte hält nicht lange stand gegen die unaufhörlichen Windstöße.
Nach zwei Nächten, in denen der starke Wind unser ständiger Begleiter ist, geben wir auf und ziehen weiter. Trotz Sonnenscheins und warmer Temperaturen finden wir hier weder zum Arbeiten noch zum Essen oder Entspannen eine windgeschützte Basis. Die ständigen Böen ziehen jeglicher positiven Stimmung den Stecker.
Grundsätzlich herrscht auf Euböa das ganze Jahr über Wind. Besonders im Sommer bringt der Meltemi mit teils heftigen Böen zusätzliche Dynamik. Doch auch im Herbst bleibt die Insel windreich. Milde Bedingungen sind zu keiner Jahreszeit garantiert.
Das macht Euböa zu einem Ziel, das Planung und Flexibilität erfordert. Ergo: Bloß nicht abschrecken lassen, denn die Spots sind es unbedingt wert, erkundet zu werden.
Allgemeine Reisetipps: Mit dem Wohnmobil nach Euböa
Euböa, die zweitgrößte Insel Griechenlands, begeistert mit ihrer ursprünglichen Natur, abgelegenen Buchten und charmanten Dörfern. Ein ideales Ziel, insbesondere wenn Du mit Deinem Wohnmobil abseits der Touristenströme unterwegs sein möchtest. Doch die Infrastruktur ist überschaubar, was eine gute Vorbereitung erfordert.
In unseren Reisetipps erfährst Du alles Wichtige zu Einkaufsmöglichkeiten, Tankstellen, Wasser- und Müllentsorgung sowie mobilem Internet. Wir berichten über wesentliche Faktoren, die Du bei Deiner Planung beachten solltest.
Supermärkte und Wochenmärkte auf Euböa
Die Westküste Euböas bietet eine gute Auswahl an Einkaufsmöglichkeiten. Im Norden ist Istiaia der zentrale Ort für größere Besorgungen, weiter südlich die Inselhauptstadt Chalkida.
Dort findest Du neben Lidl auch AB Supermärkte und Sklavenitis, die eine breite Auswahl an Lebensmitteln und regionalen Produkten bieten. Von dort bis Karystos im Süden gibt es zahlreiche Möglichkeiten, deinen Lebensmittelvorrat aufzustocken.
Eine besonders empfehlenswerte Alternative sind die Wochenmärkte, die in größeren Städten wie Chalkida, Istiaia oder Karystos regelmäßig stattfinden. Dort bekommst Du frisches Obst, Gemüse, Käse, Fleisch und Fisch oft nicht nur günstiger als im Supermarkt, sondern auch in besserer Qualität. In kleineren Dörfern gibt es ebenfalls Märkte, allerdings mit begrenzterem Angebot.
An der Süd- und Südostküste sind Einkaufsmöglichkeiten eher selten, während die nördlichere Ostküste in kleineren Orten hin und wieder kleine Märkte bietet.
Grundsätzlich sind die Distanzen auf Euböa nicht besonders lang. Dennoch möchtest Du vielleicht nicht eine oder zwei Stunden fahren müssen, wenn Du gerade eine wunderschöne Bucht entdeckt hast, an der Du länger verweilen möchtest. Daher empfehlen wir Dir, Vorräte einzupacken, um flexibel zu bleiben.
Günstig tanken auf Euböa
Die Tankstellendichte auf Euböa ist relativ begrenzt, was vor allem in abgelegenen Gegenden der Insel zu beachten ist. Während Du in und um Chalkida die meisten Tankstellen findest, die zudem häufig die günstigeren Preise bieten, nimmt die Anzahl der Tankstellen, je weiter Du in den Norden oder Süden der Insel fährst, merklich ab.
Besonders an der Süd- und Südostküste wird es schwierig, Tankmöglichkeiten zu finden, weshalb es ratsam ist, den Tank vor einer Fahrt in diese entlegeneren Regionen vollständig aufzufüllen.
Obwohl Euböa nahe am Festland liegt, sind die Benzin- und Dieselpreise hier teilweise spürbar höher. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Preise deutlich steigen, je weiter Du Dich von Chalkida entfernst.
Im Herbst 2024 liegt unser Schnitt für den Liter Super Benzin (95 E5) bei ca. 1,75 Euro. Der Dieselpreis ist etwa 0,30 Euro günstiger, als der für Super Benzin. Da die Preise regional stark schwanken, insbesondere abseits von Chalkida, können Unterschiede von bis zu 30 Cent pro Liter auftreten.
Um dennoch günstig zu tanken, nutzen wir die Tankstellen-App fuelGR, die uns hilft, die niedrigsten Preise zu finden. Die App zieht ihre Daten aus offiziellen Quellen, so dass die angezeigten Preise zuverlässig sind.
Sie ist besonders praktisch für Reisen in Griechenland und ermöglicht es, stets die günstigste Tankstelle zu finden. Die App ist sowohl für Apple als auch für Android verfügbar.
Wassertank füllen auf Euböa
Auch wenn die Infrastruktur in vielen Teilen Euböas spärlich ist, musst Du Dir keine Sorgen um Frischwasser für Deinen Camper machen. Auf der gesamten Insel findest Du öffentliche Wasserhähne und Quellen, an denen Du Deinen Wassertank auffüllen kannst.
Wir nutzen dafür häufig die App Park4Night, die Wasserstellen unter den violetten Dienstleistungssymbolen verzeichnet. Alternativ wirst Du oft an Kirchen oder Kapellen, Spielplätzen und in Parks fündig.
Da an vielen Wasserstellen kein Schlauchanschluss möglich ist, empfiehlt es sich, einen Kanister mit Ausgusstülle* dabei zu haben. So kannst Du Deinen Tank mühelos auffüllen, auch ohne direkten Anschluss. Für Wasserstellen mit Hahn ist ein Wasserdieb* praktisch, um Deinen Schlauch sicher am Hahn zu befestigen.
VARIOSAN Wasserfilter inkl. Adapter für Camping*
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- Direkt im Wasserschlauch integrierbar
- Kompatibel mit zahlreichen Herstellern
Der Wasserfilter kann z.B. direkt in Deinen Wasserschlauch integriert werden und so das Wasser filtern, bevor es in Deinem Wassertank landet!
Toilette, Grauwasser & Müll entsorgen auf Euböa
Entsprechend der Müllmassen, die sich an Griechenlands Straßenrändern und Stränden sammeln, ist es kaum zu fassen. Und dennoch findest Du sowohl auf dem griechischen Festland als auch auf Euböa, selbst an den entlegensten Orten, große Mülltonnen.
Daher ist die Müllentsorgung in der Regel kein Problem. An den südlichen Stränden musst Du im Zweifel den Müll sammeln und wieder mitnehmen, wenn Du fährst. An den frequentierteren Stränden hingegen stehen überall Mülltonnen.
Grauwasser entsorgen wir meistens über einem Gulli, da es auf Euböa keine öffentlichen Entsorgungsstationen gibt und viele Campingplätze außerhalb der Saison geschlossen sind.
Die Entleerung einer Chemietoilette kann jedoch herausfordernd sein. Während der Saison stehen einige Campingplätze als Entsorgungsmöglichkeiten zur Verfügung, doch außerhalb der Hauptsaison schließen viele dieser Plätze, was die Entsorgung zu einer echten Herausforderung machen kann.
Die einfacher zu entsorgende Alternative zur Chemietoilette ist eine Trockentrenntoilette*. Diese ist nicht nur umweltschonender und nachhaltiger, sondern auch einfacher zu entsorgen. Das geht dann ganz entspannt über den Hausmüll.
Möchtest Du nähere Details hierzu erhalten, lies gerne unseren Blogartikel Toilette im VW Bus – Unsere Erfahrungen und Tipps.
Mobiles Internet auf Euböa
Natürlich kannst Du in Griechenland, wie in jedem anderen EU-Mitgliedsstaat, das kostenlose EU-Roaming mit Deiner deutschen SIM-Karte nutzen, sofern Dein Tarif dies abdeckt.
Falls Du jedoch keine Flat hast und längere Zeit in Griechenland bleibst, empfehlen wir Dir den Kauf einer griechischen SIM-Karte. Auch wenn die Tarife in Griechenland nicht die günstigsten in Europa sind, findest Du dennoch preiswerte Angebote.
Der größte Anbieter ist Cosmote, der in den meisten Regionen des Landes eine ausgezeichnete Netzabdeckung bietet, besonders in ländlichen Gebieten und auf Inseln wie Euböa.
Ein weiterer Anbieter ist Vodafone, der ebenfalls gute Netzabdeckung bietet, besonders in touristischen Hotspots. Auch Wind bietet günstige Tarife, jedoch kann die Netzabdeckung in abgelegenen Gebieten schwanken.
Da man uns im Cosmote-Shop auf Euböa keine SIM-Karte mit Datenflat verkaufen wollte, haben wir uns für Vodafone entschieden. Dort haben wir eine SIM-Karte für 5,-€ erworben und zusätzlich eine Datenflatrate für 30,-€ für einen Monat mobiles Internet gebucht.
Der Nachteil ist allerdings, dass es nicht möglich ist, die SIM-Karte für unseren mobilen Router freizuschalten, so dass wir den Hotspot über eines unserer Handys nutzen.
Ein mobiler Router stellt grundsätzlich aber ein praktisches Tool für unterwegs dar, um all Deine mobilen Geräte mit einem eigenen WLAN zu verbinden. Mit Strom oder Akku versorgt, ist ein mobiler Router auch ideal für Wanderungen oder Ausflüge.
Wir nutzen bereits seit mehreren Jahren einen mobilen Router von Netgear* mit Antennenanschluss und einer externen MIMO TS9-Antenne*, die das Signal verstärkt.
Mehr über unsere Erfahrungen mit dem mobilen Router kannst Du in unserem Blogbeitrag 5G Internet im Wohnmobil mit dem Netgear Nighthawk M5 nachlesen.
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Es macht uns großen Spaß, unseren Blog zu gestalten und andere Reisende an unseren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Wenn Du unsere Arbeit unterstützen oder Dich für die Infos bedanken möchtest, freuen wir uns immer über einen kleinen Beitrag für die Kaffeekasse. Wenn Du bei Paypal FREUNDE auswählst, dann ist es für uns GEBÜHRENFREI. Vielen Dank! Hier geht es zur Kaffeekasse.
Euböa mit dem Wohnmobil – Unser Fazit
Euböa ist für uns der absolute Geheimtipp. Mit dem Wohnmobil die Insel zu erkunden, gehört zu unseren besten Erlebnissen, wenn es um traumhafte Spots inmitten unberührter Natur geht.
Die vergleichsweise geringe Infrastruktur und die geringe Besiedlung machen die Insel für uns besonders reizvoll und bieten zahlreiche Möglichkeiten, sie auf eigene Faust zu entdecken.
In der Nebensaison ist Euböa ein wahres Paradies für alle, die gerne freistehen. Hier kannst Du direkt vom Camper aus aktiv werden. Sei es beim Wandern in den beeindruckenden Bergen oder beim Genießen der unberührten Strände, die sowohl zum Wassersport als auch zum entspannten Strandaufenthalt einladen.
Und das Beste: Die Insel bleibt trotz unserer Empfehlung wahrscheinlich auch weiterhin relativ unentdeckt. Die spärliche Infrastruktur, die teils schwierigen Straßenverhältnisse sowie die wenigen Campingplätze und Entsorgungsmöglichkeiten schrecken viele Camper ab, wodurch Euböa seinem ruhigen Charme treu bleibt.
Es scheint, als würde die Insel den Dornröschenschlaf in aller Ruhe genießen und sich dem touristischen Boom noch lange nicht beugen.
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Griechenland ist zurecht bekannt für seine traumhaften Strände mit kristallklarem Wasser. Doch „Hellas“ kann noch so viel mehr: historisches Weltkulturerbe, atemberaubende Natur, authentische Küche …
*HINWEIS: Dieser Bericht enthält Werbung und Affiliate-Links. Das bedeutet, dass wir für alle Artikel oder Unterkünfte, die Du über einen solchen Link auf unserer Website kaufst oder buchst eine kleine Provision erhalten. Wir empfehlen nur Produkte, die wir auch selber nutzen oder guten Gewissens empfehlen können. Dabei entstehen Dir keine Mehrkosten und Du unterstützt uns darin auch weiterhin gute und informative Artikel auf Hummeln im Arsch zu veröffentlichen. Wir danken Dir für Deine Unterstützung.