Von Fleischwürsten und anderen Delikatessen in Phnom Penh

von Edith

Die Luft ist raus!

Es ist gerade Mittag, als wir ein letztes Mal tanken, bevor wir uns dem Verkehrschaos der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh fügen müssen. Ganz einem guten Service entsprechend weist der Tankwart darauf hin, dass unter Hinterreifen zu wenig Luft hat. Wir müssen also auch noch einen Pump- Stopp einlegen. Selbst die größeren Tankstellen, die seit Kambodscha auf unserem Weg liegen, haben so etwas nicht im Angebot. Die Kompressoren aber steht an Werkstätten kostenlos zur Verfügung, inklusive Vollpumpen durch den Fachmann. Doch soweit kommen wir gar nicht. Während Stephan die Toilette aufsucht, bleibe ich auf Amélia sitzen- und sinke langsam nach unten… Die Luft ist raus! Komplett! Nach fast 3400 km haben wir den ersten Plattfuss unserer Reise mit dem Motorrad und das nur schlappe 15 km vor Phnom Penh.

Für kein Geld der Welt

Wir haben Glück. Der nächste Reifenflicker ist nur hundert Meter entfernt, aber Schieben ist nicht, zumindest nicht voll beladen, denn der Mantel löst sich von der Felge. Das gesamte Gepäck muss runter, bevor wir Amélia gemeinsam durch die Hitze des Tages rollen. Für kein Geld der Welt ist die pure Uneigennützigkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen käuflich, die hier mal wieder vollständig in unser Bewusstsein tritt. Zuerst packt die junge Angestellte der Tankstelle Stephan auf ihren Roller und zeigt ihm den Weg zur Werkstatt, dann werde ich mit all unserem Hab und Gut ebenfalls auf den Roller geladen und dorthin gebracht, um das Gepäck nicht tragen zu müssen. Und dann: Ein ruhiger, freundlicher Mann macht sich daran, das Loch zu finden und den Reifen zu reparieren. Wir verbringen sicher eine 3/4 Stunde vor Ort. Endpreis mit Arbeitszeit und Material: Umgerechnet nicht mal ein Euro!

Telepathische Fähigkeiten oder vertraute Gelüste?

Den Blick auf den Mekong gerichtet schwelgt Stephan mit knurrendem Magen in phantastischen Gelüsten eines dunkel gebackenen Sauerteigbrotes mit Fleischwurst. Just 5 Minuten später piept sein Mobiltelefon. Florian D. aus Heidelberg, gerade wieder zurück aus dem Urlaub in Deutschland, meldet sich mit einem Foto. Die schlechte Internetverbindung lässt zwar den Download nicht zu, aber die unscharfen Konturen sind nur auf eine Weise zu interpretieren. Er postet ein Bild seines aktuellen Frühstücks. Der unausgesprochene O-Ton ist eindeutig: „Schaut her, meine erste richtige Stulle seit Wochen!“- Ein Fleischwurstbrot.

Zwischen Suggestion und klarer Ablehnung

Ganz so telepathisch verläuft die Kommunikation mit Florian M. aus Köln dann nicht. Aber Stephan verzichtet auf eindeutige Worte und suggeriert Herrn M. lediglich wie sehr er sich nach einem Fleischwurstbrot sehnt, bevor dieser mit Ina zu Besuch in unser aktuelles Zuhause nach Phnom Penh kommt. Wir sind schon zwei Tage hier, um all die Dinge zu erledigen und zu organisieren, für die Groß- und Hauptstädte eigentlich prädestiniert sein sollten. Wir stossen aber auf Ablehnung. Für unsere Anliegen an die Firmen Canon und Apple werden wir, wie schon in Vientiane, auf Bangkok oder Singapur vertröstet. Aber dennoch erleben wir Phnom Penh recht entspannt.

Das ist wahre Freundschaft

Von Entspannung kann nicht wirklich die Rede sein, als Ina und Florian nach strapaziösen 1 1/2 Tagen völlig übermüdet und mit Jet Lag endlich im Hotel ankommen. Zur Begrüßung gibt es erstmal Kaffee und Frühstück, um ihre Lebensgeister wieder zu wecken. Stephans morgenmuffelnder Lebensgeist aber wird schon wach gerüttelt, als dieser die Präsente der Beiden entgegen nimmt. Es gibt eine dicken, saftigen Fleischwurstring, nur für ihn alleine. Das nenne ich wahre Freundschaft!

Florian und Ina in Phnom Penh

Die traurige Geschichte Kambodschas

Wir verbringen den Tag noch gemeinsam in der Hauptstadt. Die Urlauber befassen sich, trotz ihrer Müdigkeit am Nachmittag noch mit der traurigen, jüngeren Geschichte Kambodschas und besuchen das Tuol­ Sleng­ Genozid ­Museum, einem ehemaligen Folter- Gefängnis der Roten Khmer, die ihre Schreckensherrschaft unter Pol Pot bis 1979 in Kambodscha ausüben konnten. Eine unbedingte Empfehlung von uns, denn uns hat der Besuch des Museums und der Killing Fields nahe der Stadt vor sechs Jahren auf erschütternde Weise sehr beeindruckt.

Acht Beinchen zum Imbiss

Wir schlendern mit Ina und Florian durch die Stadt, erkunden das Viertel rund um den Königspalast herum und entdecken klassisches, südostasiatisches Leben, dessen religiöse Seite im Tempel uns ebenso begegnet, wie der tägliche Müssiggang während der Mittagshitze.

Und wir werden mit den Köstlichkeiten dieses Teils der Welt konfrontiert, als wir den Weg eines Strassenhändlers kreuzen, der allerlei frittierte Insekten feil bietet. Nichts Ungewöhnliches, denke ich, bis ich die schwarzen Beine herausragen sehe und augenblicklich die Flucht ergreife. In diesem Artikel darf nicht mal ein Foto auftauchen, denn sonst werde ich unsere Website nie wieder besuchen. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur davon schreibe, dass es fettgebackene Tarantel zum Snacken gab. Unser erster und letzter gemeinsamer Abend in Phom Penh bringt uns also lieber in ein Restaurant, wo Ina die lang ersehnte asiatisches Küche am Ufer des Tonle San geniessen kann.

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2 Kommentare

Achim 4. Februar 2017 - 2:59 pm

Ich kann Edith so gut verstehen. Ich fand ja schon die Heuschrecken und Mehlwürmer in Thailand mehr als bedenklich. Was lob ich mir da die Fleischwurst von Ina und Florian. Die hätte ich glatt probiert. 🙂

PS: Da in der Galerie nicht kommentiert werden kann: Die Bilder aus China sind großartig. Mann mit Lampe, wunderbar. Wo Stephan bloß immer diese Models herkriegt?

Antworten
Edith 18. Februar 2017 - 5:45 am

Zugegeben, so manche Snacks in Süsostasien entsprechen nicht zwingend meinem Geschmack. Aber, ich muss auch ganz klar sagen, dass das Essen hier wirklich mal wieder ein Knaller ist. Wobei mich China noch mehr überzeugt hat. 🙂

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