…durften wir frisch aus dem Bienenstock kosten. Eine Gaumenfreude, die uns Serkie und Mastewal bei unserem, mittlerweile dritten Besuch in Bahar Dar, bescherten.
Seit unserem letzten Aufenthalt im August, ist die Honigernte offenbar ins Stocken geraten. Ein Grund hierfür scheint die Ausrottung von vier Kolonien durch Krankheitsbefall zu sein. Serkie ist zudem scheinbar ausgestiegen, da sie seit Herbst aufs College geht, wo sie „Construction Management“ studiert. Sie hilft Mastewal nur noch nebenbei. Diese berichtete uns, dass sie Unterstützung durch ihren Vater bekommt, der selbst auch Imker ist. Auf dem Areal, wo die Bienen untergebracht sind, pflanzt sie mittlerweile Gemüse an. Früh morgens und abends im Dunkeln versorgt sie hier die Bienen. Zudem lernt sie seit Oktober etwa einmal im Monat nun alleine 120 Frauen in der Umgebung an, die selber zu Imkerinnen ausgebildet werden möchten. Eine große Herausforderung und viel Arbeit für Mastewal, die zudem lange Anfahrtswege mit dem Bajaj hat, da die Bienenstöcke verhältnismäßig weit von ihrem Zuhause entfernt stehen.
In Sebeta, westlich von Addis, besuchten wir zum zweiten Mal Mulu, die gemeinsam mit Abebech, insgesamt 13 Kolonien betreut. Die beiden Frauen haben mittlerweile alle traditionellen Bienenstöcke in moderne Beuten umgesiedelt. Ziel ist es, langfristig mehr Honig produzieren zu können. Im Oktober haben sie zum ersten Mal etwa 25 kg geerntet.
Mulu strahlt, als sie uns mit Stolz ihre Erzeugnisse zeigt. Die Augen leuchten, als sie von ihren Träumen berichtet: Sie möchte gemeinsam mit Abebech einen Shop in Sebeta eröffnen, um den Honig hier verkaufen zu können. Hierzu bedarf es weit mehr Honig, das weiß sie. Aber sie strebt an, in einigen Jahren viele Bienenstöcke mehr zu besitzen. Von bis zu hundert spricht sie.
Wir würden gerne Honig kaufen, doch dies ist nicht möglich- es gibt schlicht keine Gläser. Was ein kleines Hindernis für uns wäre, scheint hier eine große Herausforderung darzustellen. Stolpersteine, wie dieser, sind nicht ungewöhnlich.
Zurück in Addis trafen wir Solomon und Jürgen Greiling, die an verschiedenen Fronten tätig sind, jedoch beide mit Fokus auf die Entwicklung der Imkerei in Äthiopien.
Im Gespräch bekamen wir neue, spannende Informationen, zudem wurden uns aber auch viele Zusammenhänge ihrer Arbeit deutlicher und offene Fragen konnten beantwortet werden. Inhaltlich ist die Imkerei ohnehin eine hochkomplexe Wissenschaft, hier in Äthiopien sind aber die strukturellen Grundlagen, die diesem und anderen Berufen in Europa zugrunde liegen, gänzlich nicht vorhanden. Infrastruktur, Logistik, Start ups, Kredite etc. sind nur Stichworte für weitreichende Rahmenbedingungen, die für den Start, die Umsetzung und langfristige Fortführung in diesem Beruf von Nöten sind, die aber in Äthiopien kaum oder nicht vorhanden sind.
Hier endet unsere Zusammenfassung der letzten Tage unser Reise zunächst einmal. Das Thema „Bienen in Äthiopien“ ist lange nicht abgeschlossen. Und da dieser Blogeintrag nicht annähernd das erfassen kann, was es zu berichten gibt, werden wir versuchen, darüber hinaus bald weitere Informationen geben zu können. Details über den Verein „Imker für Imker in Äthiopien“ und Vorberichte zu unseren Besuchen vor Ort findet Ihr hier.
Ein Fazit der Reise mag ich an dieser Stelle noch gar nicht geben. Vom Flughafen sind wir mit kleinem Zwischenstopp Zuhause quasi gleich auf die Arbeit gefahren, danach war erstmal schlafen angesagt und gleich wieder arbeiten. „Ankommen“ ist dieser Tage unser nächstes Ziel.