Good Day Australia! – Wo ein Wille ist, ist auch ein Seeweg

von Edith

Es ist vollbracht! Auf dem Seeweg nach Australien

Wir schreiben den 05. Februar 2018. Reisetag Nummer 575. Um die 13.40 Uhr, Western Standard Time (WST). Port of Fremantle, Western Australia, Australia. 575 Reisetage fiebern wir diesem Moment entgegen. 575 Tage vergehen, bis wir zu unserem Ziel gelangen. 575 Tage SmartDownUnder – Auf dem Land- und Wasserweg von Köln nach Australien. Es ist vollbracht! Ohne auch nur ein einziges Mal zu fliegen, erreichen wir die andere Seite der Welt, „A Land Down Under“ auf dem Seeweg.

Angekommen in Fremantle, Australien

Weit entfernt von Gedanken an Australien

Viele tausend Kilometer in Zügen, Bussen, auf Schiffen und dem Motorrad liegen zwischen uns und dem Beginn unserer Reise in Köln im Sommer 2016. Wir passieren Polen und Weissrussland, fahren mit der Transsibirischen Eisenbahn von Russland in die Mongolei und schliesslich nach China. Reisen quer durch Südostasien und erkunden dabei auf unserem eigenen Motorrad Laos und Kambodscha. Noch weit entfernt davon, uns ernsthafte Gedanken darüber zu machen, wie wir die Überfahrt nach Australien bewerkstelligen können.

Auf dem Land- und Wasserweg von Köln nach Australien

Wenn Hoffnungen wie Seifenblasen zerplatzen

Erst als wir im August 2017 die Grenze nach Malaysia überschreiten und von dort nach Indonesien weiterfahren, setzen wir uns zum ersten Mal intensiver mit dieser Frage auseinander und sehen uns in unseren bisherigen Recherchen und Informationen bestätigt. Es gibt keine offiziellen Schiffsverbindungen zwischen Indonesien, Ost-Timor, Malaysia oder Singapur zum australischen Kontinent. Und schliesslich zerplatzt auch die Hoffnung per Mitsegelbörse einen Törn nach Australien zu finden. Verläuft die Suche nach einem Segel-Trip bisher ohnehin noch ergebnislos, ist die Wahrscheinlichkeit mit der beginnenden Taifun-Saison in Teilen des Indischen Ozeans nun faktisch bei null.

Zum Scheitern verurteilt und den Südostasien-Blues im Leib

Demotiviert, auf der Stelle tretend, zum Scheitern verurteilt und den Südostasien-Blues im Leib, fragen wir uns, wo es denn jetzt hingehen soll. Es ist mittlerweile schon Dezember. In Indonesien setzt die Regenzeit ein und es macht für uns wenig Sinn im Land zu bleiben. Wir diskutieren. Wir streiten. Die Wahl, unsere Ziele ausschliesslich auf dem Land- und Seeweg zu erreichen, bestätigt sich für uns mit jedem neuen Reisetag als absolut stimmig. Und doch gelangen wir immer wieder an den Punkt, an dem wir Australien als eigentliches Endziel kritisch betrachten. Wollen wir das überhaupt noch? Ausgerechnet nach Australien? Entsprechend lax gehen wir mit dieser Herausforderung in den vergangenen Monaten um. Schieben die endgültige Entscheidung lange, zu lange vor uns her.

Orientierungslos in Indonesien

Als wir den bisher südlichsten Punkt auf unserer Reise erreichen, wirkt es, als wäre der Name dieses Ortes ein Zeichen. Bedeutet die Stadt Ende auf Flores wirklich das Ende unserer Reise bis Australien? Wir sind zum ersten Mal soweit, dass wir tatsächlich mit dem Gedanken spielen, das ganze Projekt abzubrechen. Und schliesslich sogar soweit, unseren Wunsch, auch weiterhin über Land und Wasser zu reisen, zu ignorieren. Einfach in den Flieger zu steigen und dorthin zu düsen, wo uns andere Kulturen und neue Abenteuer erwarten.

SmartDownUnder in Ende am Ende?

Der Entdeckersinn packt uns wieder

Doch bei diesem Gedanken zieht sich uns innerlich alles zusammen. Alles in uns sträubt sich dagegen. Und wir spüren zum ersten Mal, wie wichtig es eigentlich für uns ist, diesen Plan bis zum Ende zu verfolgen. Wir wollen das wirklich. Und wir wollen es jetzt. Jetzt fühlt es sich genau richtig an. Die Zeit ist reif. Der Entdeckersinn packt uns wieder. Ein neuer Motivationsschub pusht uns. Wir wollen Australien auf dem Seeweg erreichen. Und zwar möglichst bald.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Seeweg

Und dann ist sie wieder da, diese Idee. Eine Option, die wir vor langer Zeit gar nicht weiter verfolgen, weil die Kosten im Vergleich zu unserem eigentlichen Preisniveau exorbitant hoch sind. Ein Plan, der uns jetzt jedoch nicht mehr loslässt. An dem wir uns festbeissen. Intensive Recherchen. Abwägen. Das Für und Wider diskutieren. Einige Wochen, E-Mails, Routen- und Preisvergleiche später ist es soweit. Frau Pfeiffer ist diejenige, die uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Und sie sitzt nicht etwa irgendwo auf dieser Welt, sondern mitten in Wuppertal, nur wenige Kilometer vom Startpunkt unserer Reise entfernt. Zurück zu den Wurzeln. Hier werden die Weichen gestellt. Hier fügt sich alles. Und so treffen wir nach langen Wochen der Unsicherheit endlich eine wichtige und tiefgreifende Entscheidung. Doch nur diese führt uns dorthin, wo wir jetzt sind. Denn wo ein Wille ist, ist auch immer ein Seeweg. Und manchmal muss man Entscheidungen treffen, die auf den ersten Blick vielleicht absurd, beim zweiten Betrachten aber absolut stimmig erscheinen. Und so buchen wir tatsächlich eine Frachtschiffreise von Malaysia nach Australien.

Mit dem Frachtschiff nach Australien

Ganz schön aufregend

Wir sind aufgeregt. Keine Frage. Die Umsetzung unseres Plans, Australien per Frachtschiff und somit auf dem Seeweg zu erreichen, ist zum Greifen nah. Hoffen, dass jetzt nichts mehr schief geht. Tagelang warten wir auf stichhaltige Informationen, wann wir denn nun vor Ort sein sollen. Doch erst am Abend vor der Abfahrt erhalten wir die Details. Früh am Morgen klingelt das Telefon. Ein Mitarbeiter der Hafenagentur bestätigt den Zeit- und Treffpunkt am Mittag noch einmal. Also noch genug Zeit. Doch plötzlich geht alles sehr schnell. Gerade noch beim gemütlichen Frühstück mit Zul, unserem ersten Couchsurf-Host der Reise in Klang, überschlagen wir uns fast. Ein weiterer Anruf mit der Bitte, so schnell als möglich zum Hafen zu kommen, geht ein. Die Immigrationsbehörde habe bereits die Arbeit mit der Schiffs-Crew aufgenommen. Wir fliegen die knapp 30 km in Zul´s Auto bis zum Treffpunkt. Natürlich ein bisschen viel Wind um Nichts. Denn hier ist alles ruhig. Und bis die Ausreiseformalitäten schliesslich erledigt sind, vergehen fast 2 1/2 Stunden. Aber dann geht es endlich los.

Unser erstes Couchsurfen bei Zul in Klang, Malaysia

Fortsetzung folgt

Wie wir acht Tage in den einsamen Weiten des Indischen Ozeans unsere Reise auf dem Frachtschiff erleben, welche Faszination diese bei uns hinterlässt und wie wir nach 575 Tagen auf der Reise endlich den australischen Kontinent erreichen, ist eine andere Geschichte, die wir hier aber schon bald erzählen möchten. Fortsetzung folgt.

Hier geht es weiter.

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3 Kommentare

Renate und Ulrich 6. Februar 2018 - 1:56 pm

Ihr habt es geschafft, wir freuen uns mit Euch.
Glückwünsche vom Inle See in Myanmar von Renate und Ulrich

Antworten
Renate und Ulrich 6. Februar 2018 - 2:24 pm

Haben sogar ein paar Freudentränen für euch vergossen , es ist schon etwas besonderes, eine so lange und „andere“ Reise zu erleben ! Schön war es auch, euch unterwegs getroffen zu haben und ein wenig mit euch zu reisen ! HERZLICHE GLÜCKWÜNSCHE und Danke für den schönen Blog

Antworten
Jeannette 6. Februar 2018 - 7:49 pm

Auch hier nochmal alles Gute und herzlichen Glückwunsch, super, dass das geklappt hat!

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