Der Uluru ruft – Auf ins Rote Zentrum

von Edith
Uluru - Ayers Rock - Australien - Roadtrip

Der Uluru ruft – Zurück ins Outback

Der stumpfe Staubfilm legt sich wie eine zweite Haut über die zarten Härchen meines Körpes. Das Zusammenspiel trockener Hitze und der feinen, stetigen Berieselung durch die rote Erde erschafft gerade zwei neue Schmuddelkinder. Doch ist die Gewöhnung an diesen konstanten Dreckszustand auch das einzige Gegenmittel. Irgendwann blende ich ihn einfach aus. Wir sind zurück im Outback, im Roten Zentrum Australiens. Der Uluru ruft!

Doch nur allein der Hinweg auf diesem Roadtrip bis in den Uluru-Kata Tjuta Nationalpark zählt rund 1200 km quer durch die Wüste. Stehe ich diesem mehrtätigen Ausflug anfänglich noch sehr skeptisch gegenüber, erscheint mir der Aufwand nur für den Besuch eines Steins doch unverhältnismässig hoch, erinnere ich mich schon nach den ersten Stunden auf dem Highway freudig zurück an unsere Zeit durch die Nullarbor und weiss ganz schnell wieder, dass doch der Weg das eigentliche Ziel ist.

Roadtrip - Der Uluru ruft - Strassenschild
Hier geht es lang - Der Weg ins Outback zum Uluru-Kata Tjuta National Park und nach Alice Springs

Skurile Wohnhöhlen in Coober Pedy

Mehr als 1000 km liegen zwischen Port Augusta, der letzten grösseren Ortschaft in South Australia, und dem Wahrzeichen Australiens im Herzen des Outbacks. Auf dem Weg nur ein paar Roadhouses und das kleine Wüstenstädtchen Coober Pedy, dass wegen seiner Opal-Schürfungen und den skurrilen Wohnhöhlen berühmt ist. Die weitesgehend normalen Gebäudefassaden entlang der Strasse täuschen kurzzeitig über die brillanten Wohnlösungen hinweg, die die Menschen zum Schutz vor der unerträglichen Hitze der Wüste schützen. Doch überrascht nicht nur das Innenleben der Häuser mit tief in den Fels hineinragenden Wohnhöhlen, selbst hinter den Kirchenportalen führen felsige Gänge zu den in Stein gerahmten Altarräumen.

In den Fels gebaute Kirche in Coober Pedy

Von wegen öde Wüste – Facettenreichtum auf dem Roadtrip zum Uluru

Meine erwartete Langeweile auf diesem Roadtrip, während wir Stunde um Stunde auf dem Highway durch eine endlos scheinende Trostlosigkeit der Wüste fahren, stellt sich nicht ein. So facettenreich Australien ist, so landschaftlich abwechslungsreich gestaltet sich auch der Weg zum Uluru-Kata Tjuta Nationalpark und weiter bis Alice Springs im Zentrum des Roten Kontinents.

Ein guter Reiseführer gehört ins Gepäck

Ein guter Reiseführer im Gepäck ist für uns unerlässlich. Dabei liegen uns gar nicht so sehr die Unterkunfts- oder Restaurantempfehlungen am Herzen. Vielmehr nutzen wir unseren Reiseführer, um mehr über Land und Leute zu erfahren und uns eine erste und manchmal auch zweite Orientierung zu verschaffen.

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Felsige Abschnitte, Höhenzüge, Salzseen und Steppenlandschaften weisen uns den Weg in die tiefe Abgeschiedenheit. Das gigantische Sternenzelt unser stetiger Begleiter. Sieht man von den hundert Millionen Fliegen ab, die sich zu Scharen auf unseren hübschen, neuen Accessoires niedersetzen.

Der Uluru ruft - Roadtrip ins Rote Zentrum Australiens
Ohne Fliegennetz geht fast nichts im Outback

Uluru – Der Heilige Berg der Aborigines

Was ich ignoranterweise als Stein bezeichne, ist für die hier ansässigen Aborigines, den Anangu, ein Heiliger Berg. Für die Gruppe der Ureinwohner Australiens, die diese Umgebung bereits seit über 10000 Jahren ihr Zuhause nennt, ist der Uluru von immenser spiritueller Bedeutung. Unter dem Begriff Tjukurpa finden die Mythen der Aborigines und die hochkomplexen Verbindungen zwischen Spiritualität und Natur Erklärungen, die die Identität der Aborigines wegweisend prägen. Jede Stelle in der Landschaft hat eine bestimmte Bedeutung für die Ureinwohner durch die sie und das Land ihrer Ahnen als organisches Ganzes miteinander verbunden sind. Es ist ihnen fremd, Land zu besitzen oder zu kaufen. Vielmehr betrachten sich die Aborigines als Hüter ihres Landes über die Generationen hinweg.

Uluru mit Stenenzelt bei Nacht
Gute Nacht Uluru
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Zurück zum Ursprung – Der Ayers Rock heisst wieder Uluru

Nachdem der Sohn englischer Einwanderer den Felsen bei einer Expedition im Jahr 1873 entdeckt und ihn nach einem südaustralischen Premier Ayers Rock nennt, breiten sich die europäischen Siedler auch auf den Ländereien rund um den Heiligen Berg und die naheliegenden Felsformationenen Kata Tjuta im Roten Zentrum aus. Erst 1985 wird das Land den Anangu offiziell zurück gegeben, die es seither jedoch an den Australian Parks and Wildlife Service verpachten. Im Verwaltungsrat sitzen heute Ureinwohner wie Weisse. Nach fast 130 Jahren erhält der Heilige Berg im Jahr 2002 seinen ursprünglichen Namen Uluru zurück.

Uluru – Heiliger Berg der Anangu

Der Uluru zählt zu einem der heiligen Orte der Anangu, dessen Besteigung in ihren Überzeugungen und Ansichten Unverständnis hervorruft und diesen zudem entgegensteht. Obwohl es sich als Besucher von selbst verstehen sollte, dies zu respektieren und rund um den Uluru dafür geworben wird von der Besteigung abzusehen, erklimmen offenbar immer noch einige Touristen den Heiligen Berg. Weshalb dies überhaupt von den Anangu geduldet ist oder warum sie gegen ihr eigentliches Grundverständnis Land verpachten, ist aus unserer persönlichen Sicht nicht überraschend. Wirken diese ambivalenten Glaubens- und Handlungsmuster auf uns doch wie eine ganz natürliche und logische Folge aus jahrzehntelanger Assimilationspolitik, einhergehend mit Diskriminierungen und mit Füssen getretenen Menschenrechten, die die Geschichte der Aborigines prägt.

Uluru - Please don´t climb
A question of respect - Please don´t climb

In der Ruhe liegt die Kraft, die der Uluru ausstrahlt

Bääähm! Da steht er nun. Dieser massive rote Berg. Gewaltig und einnehmend. Rund herum nur Busch und Steppe. Die Veränderung der Atmosphäre ist mit jedem Kilometer zu spüren, den die Strasse in den Nationalpark hineinführt. Kraftvolle Schwingungen scheinen sich dämpfend und beruhigend über uns zu legen. Wie unter einer Schutzglocke komprimiert sich eine ungeheure Energie, die von dem Heiligen Berg abstrahlt. Bereits wenige Stunden nach unser Ankunft und dem ersten Sonnenuntergang am Uluru steht unsere Entscheidung ganz sicher länger hier zu bleiben.

Uluru Sonnenaufgang
Sonnenaufgang am Uluru, Uluru-Kata Tjuta National Park

Im Valley of the Winds des Uluru-Kata Tjuta Nationalparks

Es vergeht kein Morgen ohne einen Sonnenaufgang am Uluru oder den ebenso faszinierenden Kata Tjuta Felsformationen, die wir auf der anderen Seite des Uluru-Kata Tjuta Nationalparks entdecken. Wo ich Drachen und Schildkröten erkenne, erwecken die rundlich geschwungenen Gesteinsformationen wohl eher Assoziationen an „viele Köpfe“, denn so die Übersetzung des Aborigines-Namens Kata Tjuta.

Die Kata Tjuta Felsformationen im Uluru Kata Tjuta National
Die Kata Tjuta Felsformationen im Uluru-Kata Tjuta National Park

Das Valley of the Winds macht seinem Namen alle Ehre, als wir durch die Schlucht wandern. Die kühle Brise, die uns um die Köpfe herum pustet steht im extremen Kontrast zu der enormen Kraft, die die Sonne bereits in den frühen Morgenstunden hat. Da überrascht es nicht, dass das Thermometer im Uluru-Kata Tjuta Nationalpark dieser Tage  Höchsttemperaturen nahezu an die 40 Grad misst.

Der Uluru ruft - Auf ins Rote Zentrum - Valley of the Winds
Wandern im Valley of the Winds

Ungewöhnliche Klassenräume am Uluru

Bryan Adams in jungen Jahren steht vor mir. Ein smarter, drahtig-muskulöser Mann empfängt uns zu einer kleinen Einführung in das Leben der Anangu am Uluru. Er besticht nicht nur durch sein weitgefächertes Wissen über die Anangu. Seine charmant einnehmende Art macht den Ausflug mit dem Nationalpark-Ranger in die Welt der Ureinwohner zu einem spannenden und kurzweiligen Erlebnis. Der Weg führt uns entlang des Uluru, vorbei an Felsmalereien der Aborigines und den ungewöhnlichen Klassenräumen aus vergangenen Zeiten. Schützende Einhöhlungen im Felsen die den Ureinwohnern einst dazu dienen, die nachkommenden Generationen in den Mythen der Anangu zu unterrichten und ihr Wissen weiterzugeben.

Klassenräume am Uluru
Ungewöhnliche Klassenräume am Uluru aus vergangenen Zeiten

Fliegenpause in Alice Springs

Fast fünf Tage verweilen wir in der Ruhezone rund um den Uluru-Kata Tjuta Nationalpark, bevor wir unseren Roadtrip im Outback fortsetzen. Tausende Kilometer von den wenigen Grossstädten Australiens entfernt,  ist Alice Springs dasinfrastrukturelle Zentrum in diesem Teil des Landes. Der Ort mit knapp 30000 Einwohnern, umgeben von einer felsigen, trockenen Wüstenlandschaft, scheint noch im Dornröschenschlaf zu liegen. Uns hält hier, ausser ein paar Einkäufen und einer kurzen Fliegenpause, nichts. Denn die einsame Schönheit der Natur beginnt sich schliesslich gleich hinter den Stadtgrenzen von Alice Springs.

Willkommen in Alice Springs

Die MacDonnell Ranges

Alice Springs spaltet die rotschimmernden MacDonnell Ranges, die sich west- und ostwärts der Stadt entlang strecken. Die Bergkette versteckt hinter hohen Felsen zahlreiche Schluchten mit kleinen, grünen Oasen, Stränden und Wasserlöchern. Schwer zu entdeckende Tiere tummeln sich irgendwo hinter den ausgeprägten Steinanhäufungen, die vor dem Hintergrund der orange-roten Felswände die Flussbetten säumen. Die ausgetrockneten Wasserläufe schlängeln sich durch die Farbkontraste der schroffen, wunderschönen Landschaft der MacDonnell Ranges, die das Rote Zentrum Australiens scheinbar wie aus dem Nichts entblösst.

Irgendwo dort verstecken sich die Wallabys - MacDonnell Ranges

Das Outback – Soviel mehr als eine endlose Wüstenlandschaft

Als wir uns nach fast zwei Wochen und etlichen tausend Kilometern langsam Port Augusta und somit wieder der Zivilisation nähern, schwingt der Wehmut mit. Eine Haupttouristenattraktionen Australiens schenkt uns unverhoffte Ruhe. Lange Distanzen eröffnen uns die facettenreiche Schönheit des Outbacks. Die schiere Weite dieses Landes ermöglicht uns die Einsamkeit und das Leben in vollkommener Freiheit in der Natur. Mein persönliches Fazit lautet klar: Das Outback ist soviel mehr als eine vermeintlich endlose, trockene Wüstenlandschaft.

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