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Unser Tempo lässt alle kalt
Es ist schon spät, viel später als geplant, als Stephan und ich endlich in Phnom Penh starten. Wir haben uns mit einem Pärchen verquatscht, dass, wie wir, mit dem Motorrad in Südostasien unterwegs ist. Ina und Florian, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, sind längst auf dem Weg nach Kampot. Bis wir endlich mit dem Bike aus der Hauptstadt und deren Vororten heraus kommen ist eine weitere Stunde vergangen.
Der Verkehr ist der Wahnsinn. Zwar stauen sich die Autos, Motorräder und Trucks innerhalb des Ortes, aber die Rücksichtslosigkeit der Fahrer steht jener, die wir später auf dem Highway erleben, in nichts nach. Wir müssen länger pausieren, denn, obwohl wir im Gesamten keine 150 km zurücklegen, ist die Fahrt aufreibend und anstrengend.
Willkommen in Kampot
Und so kommen wir erst nach Mittag in der kleinen Stadt Kampot im Süden Kambodschas an, die eine beschauliche und entspannte Atmosphäre ausstrahlt. Kolonialarchitektur prägt das Bild des Ortes, eine Flaniermeile schmiegt sich am Ufers des Tek Chhou entlang. Die Flusspromenade bietet das Panorama auf die Bergwipfel des Bokor- Nationalparks, die dichtbewaldet auf der anderen Seite des Ufers emporragen.
Vom Privileg der Unabhängigkeit und Freiheit
Natürlich sind wir sicher, dass unsere Freunde aus Köln längst ihr Zimmer bezogen haben und schon ein kleines Mittagsschläfchen halten. Ina und Florian denken das auch. Zumindest bis zu dem Moment als sie wieder mit uns zusammentreffen. Wir alle staunen nicht schlecht, als die Beiden erst eine knappe halbe Stunde nach uns in der Unterkunft eintreffen. Wir fühlen uns bestärkt und bestätigt darin, welch ungeheures Privileg es ist, frei und unabhängig mit dem eigenen Motorrad unterwegs sein zu können. Niemand schreibt uns vor, wann es los geht, wie weit wir zu fahren haben oder wo die nächste Pippi- Pause stattfindet. Erst recht aber sind wir nicht an stundenlange Wartezeiten und Umlade- Aktionen gebunden, bis wir unsere Ziele erreichen.
Florian hat Hummeln im Arsch
Das ist ja nichts Neues. So kennen wir ihn- und uns natürlich auch, nur irgendwie anders. Und so wundert es nicht, dass Florian schon mit den Hufen scharrt. Unsere Amélia hat es ihm ein wenig angetan. Für uns bedeutet das Motorrad Freiheit, vor allem aber Unabhängigkeit auf unserer Reise.
Florian aber ist einfach heiss darauf mit dem Roller und Motorrad los zu düsen und die Freiheit zu erleben. Frei und wild sein, den Wind auf der Haut vorbeifliegen lassen, ein Easy Rider eben:). Und so wirkt er freudig erregt, als es am nächsten Morgen endlich in Kampot los geht. Auf einem orange- metallic farbenen Scooter brettern Ina und Florian mit uns über den Asphalt in Richtung Kep.
Mee(h)r sehen!
Ich muss mich an dieser Stelle dieses treffsicheren Wortspieles bedienen. Wir schreiben bereits Tag 189 seit wir Köln auf dem Landweg über Polen, Russland, die Mongolei, China, Vietnam und Laos verlassen haben. 189 Tage Sehnsucht. 189 Tage Berge, Wüsten, Dschungel, Flüsse, Seen und großartige Landschaften. Aber auch 189 Tage bis wir heute endlich mehr als das sehen. Heute erblicken wir zum allerersten Mal auf unserer Reise das Meer!
Da kreuchen die Krustentierchen
Kep ist ein Badeort, die Einheimischen zieht es hier genauso an den Strand, wie die ausländischen Touris. Besonders aber ist der Krebsmarkt für den der Ort bekannt ist. Direkt am Meer gelegen, werden hier die unterschiedlichen Sorten der Krustentiere frisch feil geboten. Große, kleine, blaue, graue… Um Käufer und Händler nicht zu verletzten, sind die Scheren der größeren Tiere festgebunden. In Körben zusammengepfercht werden sie regelmäßig ins Wasser gelassen, um die Tiere lebendig und entsprechend frisch zu halten. Andere Sorten der Krustentiere werden gleich über dem offenen Feuer gekocht und verkauft. Einheimische Touristen schauen dem Spektakel auf dem Markt ebenso fasziniert zu wie wir. Allerdings sind diese oftmals daran interessiert, die Krebse auch zu kaufen, um, wie wir später beobachten, das frisch erworbene Gut am Strand zu grillen.
Kein Traumstrand, aber ein Traumjob für Ina
Wir dürfen den Anblick des Meers an diesem Tag noch ein bisschen länger geniessen, als wir uns nahe des kleinen Fischerortes Angkaul an einem fast einsamen Strand langmachen und auf das Wasser und den Horizont schauen. Zugegeben, ein Traumstrand ist das hier nicht, den müssen wir noch suchen. Dafür hat Ina aber bereits einen neuen Traum- Job in Kambodscha gefunden. Als Schirmherrin eines Müllsammel- Projektes, dass mit der großflächigen Beseitigung sämtlichen Unrates, zunächst an den Stränden des Landes startet, würde sie sich einen Namen machen wollen. Als Motivationsschub bekäme jedes Dorf dann ein eigenes Hängematten- Karussell, denn das ist, wie wir ja schon festgestellt haben, die Lieblingssitz- und Liegeoption der Einheimischen.
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