Ein absurdes Unterfangen – Von Lombok mit dem Bus nach Labuan Bajo

von Edith

Ein absurdes Unterfangen

Und mal wieder muss ich einleiten mit dem Satz: Wir wissen es eigentlich besser. Irgendeines der tagelang vielfach hin und her gewälzten Pro und Contra Argumente gibt aber letztlich den Ausschlag, uns auf dieses absurde Unterfangen einzulassen. Von Gili Air, Lombok, mit diversen Fähren und dem Bus nach Labuan Bajo, Flores. In 24 Stunden. Zumindestens laut des Touranbieters auf Gili Air über den wir den Trip buchen. Niemals. Wir zählen innerlich schon ein paar Stunden drauf, das gebietet unsere Reiseerfahrung. Aber auch wir lassen uns, wenn auch ungern, eines Besseren belehren.

Stationen unserer Reise mit dem Bus nach Labuan Bajo

Montag Morgen, 7.30 Uhr. Wir verlassen unsere Unterkunft auf Gili Air. Eine halbe Stunde später beginnt der offizielle Trip mit dem Treffpunkt am Hafen. Warten, die Erste. 8.30 Uhr. Pünktliche Abfahrt des Bootes nach Lombok. Nach 20 Minuten schon erreichen wir den Hafen von Bangsal und traben zu einem Café, dem Sammelpunkt für den Weitertransport zum Busbahnhof von Mataram. Dort, wo der eigentliche Weg im grossen Reisebus beginnen soll. Es ist 9.15 Uhr. Wir sind noch keine zwei Stunden unterwegs. Warten, die Zweite.

Soviel können selbst wir nicht essen

Mehr als eine Stunde vergeht, bis uns ein Van in weniger als einer Stunde in die grösste Stadt Lomboks bringt. Doch nicht etwa zum Busterminal. Ziel dieser Etappe ist ein Restaurant. Es könnte schliesslich sein, dass wir nach dem angebotenen Essen vorhin im Café wieder hungrig sind. Sowas möchte uns niemand zumuten. Wir können noch einen Lunch einnehmen, meint der professionell wirkende Orga-Mann der Busgesellschaft, auf den wir hier treffen. Er klärt uns ausführlich über die lange Reise mit dem Bus nach Labuan Bajo auf. Es ist mittlerweile halb zwölf. Warten, die Dritte.

Warten auf den Bus nach Labuan Bajo

Und keiner, wirklich niemand der Fahrgäste wirkt hungrig oder möchte gar ein Schwätzchen halten. Wir wollen nur endlich los. Aber der gute Mann zieht uns den Zahn. Erstmal müssen wir zum vielleicht 15 Minuten entfernten Busterminal transferiert werden. Er kommt im Übrigen mit dorthin, weshalb wir uns fragen, wer an diesem lächerlichen Zwischenstopp noch alles mitverdienen muss. Die Abfahrtszeit des grossen Busses, also jenem mit dem wir den Hauptteil unserer Reise bestreiten, ist auf 15 Uhr terminiert. In mehr als 3 Stunden. Warten, die Vierte.

Wer sich selbst schon (nicht mehr) riechen kann

Gerade mal fünf Stunden liegen hinter uns. Davon reine Fahrtzeit maximal 75 Minuten. Mindestens 1 1/2 Tage stehen uns noch bevor. Und eigentlich befinden wir uns noch keinen nennenswerten Schritt weiter auf unserem Weg mit dem Bus nach Labuan Bajo, während wir in sengender Hitze am Busbahnhof von Mataram die Minuten zählen. Als der grosse, klimatisierte und komfortable Bus um 15.30 Uhr tatsächlich startet, sind wir längst schweissgebadet und riechen uns schon selbst.

Endlich geht es los - Mit dem Bus nach Labuan Bajo

Musikalische Untermalung

Die Inselüberquerung von Lombok dient der Akklimatisierung. Eine gut funktionierende und nicht zu kalt eingestellte Klimaanlage im Bus lässt uns durchatmen und vorübergehend vor uns hin dümpeln. Warten kann schon anstrengend sein.

Im Bus nach Labuan Bajo

Zur Abwechslung stimmt das Timing dann auch. Wir fahren quasi direkt in die Schlange und auf die Autofähre, die uns auf die Nachbarinsel Sumbawa bringt. Nur zwei Stunden soll die Überfahrt dauern, aber das dargebotene Programm erinnert an eine mehrtägige Schiffsreise. Die Band fährt auf. Die Passagiere lauschen den lauten Klängen. Die Stimmung ist fröhlich, ausgelassen.

Die Küste Sumbawas schon in Sichtweite, bleiben wir in der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit plötzlich stehen. Zwei junge, gut englisch sprechende Einheimische, übersetzen die Lautsprecherdurchsage. Im Hafen ist Verkehr. Aber in 40 Minuten dürfen wir einlaufen. Warten, die Fünfte.

Der Wettbewerb beim obligatorischen Futter-Stop

Sumbawa bildet den längsten Teil der Reise am einem Stück. Die Durchquerung der Insel bis zur Stadt Bima nimmt die Nacht bis in die frühen Morgenstunden in Anspruch. Irgendwann am späten Abend folgt zunächst der obligatorische Futter-Stop. Die Busse reihen sich bereits vor dem Restaurant hintereinander, die Fahrgäste gleichermassen vor dem einfachen Buffett. Essen als sportlicher Wettbewerb. Der Schnellste gewinnt. Der Busfahrer macht schon Stress. Wir sind, wie immer, die Letzten. Ich habe noch nicht mal aufgegessen. Sowas macht mir nicht nur schlechte Laune. Ich muss mich doch ernsthaft fragen, warum wir hier, nach stundenlangem Warten und Nichtstun so plötzlich in Zeitnot sind.

Ihr seid doch alle Lügner!

Egal. Ich falle für die kommenden fünf, sechs Stunden in ein unbequemes Dösen. Als der Busfahrer uns unerwartet plötzlich aus seinem Gefährt hinaus kegelt, ist es 3 Uhr morgens. Nächster Sammelpunkt. Busbahnhof Bima, Sumbawa. Warten, die Sechste.

Eineinhalb Stunden später transferiert uns ein Minibus weitere 1 1/2 Stunden zu unserem vorletzten Etappenziel, dem Hafen von Sape.

Der Morgen erwacht gerade erst. Meine Augen aber kann ich kaum offen halten. Die Müdigkeit überrennt mich wie eine Herde wilder Pferde. Ich bin chancenlos und lege mich am Hafen gleich aufs Ohr.

Erstmal ein Nickerchen im Hafen von Sape

Der Orga-Mann von dem Busunternehmen erklärt uns in Mataram, dass die Fähre um 9 Uhr ablegt. Aber nein, die offizielle Abfahrtszeit ist 10 Uhr. Doch als wir schon um halb neun die wartende Fähre betreten dürfen, überkommt uns die leise, aber völlig phantastische Hoffnung, wir könnten pünktlich starten.

Auf zur letzten Etappe - Die Fähre nach Labuan Bajo

Die Belohnung folgt

Wir wissen es doch besser. Aber eigentlich ist es auch egal. Als wir mit knapp sechzig Minuten Verspätung ablegen, stehen nur noch sechs Stunden Fährfahrt bevor. Das Schiff ist voll, aber jeder richtet sich hier ein. Stephan und ich können bequem unsere Träume fortsetzen und machen uns auf den Sitzbänken breit.

Wir richten uns ein auf der Fähre nach Labuan Bajo

Während am offenen Fenster die vielen Inseln der Nusa Tenggara vorbeiziehen, erfreuen wir uns an der Bewegungsfreiheit und frischen Luft. Das Grösste aber ist mein frischer Kaffee nach dem Erwachen und die Aussicht am späten Nachmittag.

Ausblicke auf dem Weg nach Labuan Bajo

Dazu die Aussicht auf unseren Zielhafen: Labuan Bajo auf Flores, eingehüllt in das Licht des ausklingenden Tages. Es ist geschafft. 34 Stunden liegen hinter uns, als wir den grandiosen Ausblick auf den Komodo Nationalpark zum Sonnenuntergang geniessen dürfen.

Ein Resümee

Bis zu ihrem Ziel in Labuan Bajo ist diese Reise nicht nur ziemlich anstrengend, sie ist auch extrem nervig. 34 Stunden unterwegs, von denen wir knapp fünfzehn Stunden mit Warten vertrödeln. Doch was am Ende bleibt, ist die Erinnerung an eine abwechslungsreiche und somit auch spannende Fahrt, die uns mit Fähren und dem Bus nach Labuan Bajo führt. Letztlich wird sie uns auch eben genau wegen der Begleitumstände im Kopf bleiben und ist ein Teil dieser Reise, den wir nicht missen möchten. Im Gegenteil. Vermutlich würden wir, trotz besseren Wissens, die Entscheidung genau so wieder treffen.

Endlich angekommen in Labuan Bajo

Urlaub auf Balkonien

Aber nach aller Anstrengung auf der Reise mit dem Bus nach Labuan Bajo machen wir dann auch ein bisschen Urlaub. Labuan Bajo ist das touristische Zentrum der Insel Flores. Etliche Tauchschulen und Touranbieter säumen die Hauptstrasse des Ortes. Das Highlight ist natürlich der vorgelagerte Komodo-Nationalpark mit seinen vielen einsamen Stränden, zahlreichen Tauchspots und natürlich den berühmten Komodo Waranen. Doch nach einem Ausflugstag in grosser Gruppe, nur um ein Häkchen auf unserer „Gesehen-Liste“ machen zu können, steht uns nicht der Sinn. Wir schnappen uns lieber einen Roller und gehen auf Erkundungsfahrt. Aber das Tauchvergnügen im Nationalpark möchten wir uns dann doch nicht entgehen lassen. Und dafür werden wir belohnt. Nicht mit wirklich guter Sicht, aber einer Artenvielfalt sondergleichen. Unser persönliches Highlight in Labuan Bajo ist und bleibt aber definitiv der Ausblick von unserer Terrasse.

Hier geht es weiter.

Blick auf Labuan Bajo

Ein guter Reiseführer gehört ins Gepäck

Ein guter Reiseführer im Gepäck ist für uns unerlässlich. Dabei liegen uns gar nicht so sehr die Unterkunfts- oder Restaurantempfehlungen am Herzen. Vielmehr nutzen wir unseren Reiseführer, um mehr über Land und Leute zu erfahren und uns eine erste und manchmal auch zweite Orientierung zu verschaffen.

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2 Kommentare

Sabine von Ferngeweht 12. Dezember 2017 - 2:31 pm

Wir haben die gleiche Strecke gemacht – allerdings auf einem Boot 🙂 Von Gili aus ging es nach Sengigi auf Lombok, dann mit dem Bus auf die andere Inselseite und aufs Boot. Zwei Tage lang sind wir an Sumbawa vorbeigeschippert, haben auf verschiedenen kleinen Inseln und natürlich Komodo Halt gemacht, bevor wir in Labuan Bajo im Hafen landeten. Würde es jederzeit wieder so machen, war sicherlich angenehmer und abwechslunsgreicher als die Busfahrt 😉

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Dr. Ludwig Witzani 28. Januar 2018 - 9:42 am

Liebe Edith, auch ich bin die Strecke schon gefahren, wenngleich in die andere Richtung. Ich benörigte 30 Studnen, habe aber die Stimmung der Reise in deinem Text gut wiedererkannt. Im großen asiatischen Bilderbuch habe ich diese Reise unter die Kategorie „Strecke machen“ abgelegt. Darüber wird oft wenig berichtet, obwohl diese Art des einfach nur Weiterkommenwollens einen großen Teil des Reisens ausmacht. Die Atmosphäre dieses Reisens ist hervorragend eingefangen. Die Artikel finde ich überhaupt interessant, und ich werde sie in Zulkunft häufiger lesen. Kannst ja auch mal bei mir reinschauen.
Beste Grüße
Ludwig Witzani
http://www.ludwig-witzani.de

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